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  • Der Böse Mann
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  • "Nun wird aber geschlafen, wenn deine Eltern heimkommen und du noch rum springst wird mein Babysitter-Lohn gekürzt!", flüstere ich Leon zu. Er grinst mich an und kuschelt sich in sein Bett, bis gerade noch ein kleiner Haarschopf zu sehen ist. Ich gehe nach draußen und schließe die Tür bis auf einen Spalt. Im Gang brennt ein Nachtlicht und das bunte Farbenspiel fällt in Leons Zimmer. Seit einer Weile darf es nicht mehr ganz dunkel sein, warum hat er noch niemandem anvertraut. Leon ist sehr aufgeweckt, genauso wie seine Fantasie und ich denke, dass ihm abends seine Sinne in der Finsternis Streiche spielen. Da es mit etwas Licht getan ist, mache ich mir keine Gedanken.
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  • "Nun wird aber geschlafen, wenn deine Eltern heimkommen und du noch rum springst wird mein Babysitter-Lohn gekürzt!", flüstere ich Leon zu. Er grinst mich an und kuschelt sich in sein Bett, bis gerade noch ein kleiner Haarschopf zu sehen ist. Ich gehe nach draußen und schließe die Tür bis auf einen Spalt. Im Gang brennt ein Nachtlicht und das bunte Farbenspiel fällt in Leons Zimmer. Seit einer Weile darf es nicht mehr ganz dunkel sein, warum hat er noch niemandem anvertraut. Leon ist sehr aufgeweckt, genauso wie seine Fantasie und ich denke, dass ihm abends seine Sinne in der Finsternis Streiche spielen. Da es mit etwas Licht getan ist, mache ich mir keine Gedanken. Sofazeit! Im TV läuft meine Lieblingsserie, sehr viel bekomme ich aber nicht mehr mit und schlafe schon nach kurzer Zeit ein. Ich träume wirres Zeug, von der Schule, vom letzten Urlaub und von etwas, was sich mein Kopf aus allem Möglichen zusammengewürfelt hat. Kaum beschreibbar und so flüchtig, dass schon im nächsten Moment das alte weg ist. Ich versinke in meinem Traum, so schön sinnlos ist er. Ewig könnte er dauern. Ich werde wach, bin noch halb im Traum und total konfus. Zum Teil sind da noch die Bilder aus dem Traum. Da weint doch wer? Ach blos im TV. Oder? Ich schalte den TV lautlos. Doch da weint jemand! Unruhe reißt mich aus den Resten meiner Ruhe, vergessen ist der Traum und meine Gedanken sind sofort bei Leon. Etwas zögerlich gehe ich die knarzende Holztreppe nach oben, falls Leon doch schläft will ich ihn nicht wecken. Kommt das Weinen tatsächlich aus seinem Zimmer? Kurz vor dem Ende der Treppe kann ich die Zimmertür sehn. Ein heller, flackernder Lichtstreifen durchschschneidet den dunklen Gang und übertönt das dezente Nachtlicht. Bin ich jetzt wach? Leon ist es, er weint! "Leon?", rufe ich vorweg und gehe auf seine Türe zu. Augenblicklich ist das helle Licht weg und nur noch das leise, quietschende Geräusch einer sich langsam schließenden Türe ist zu hören. Ich bin wohl noch nicht ganz wach, das macht keinen Sinn. Ich kneife die Augen ein paar mal zusammen, um endlich klar denken zu können. Ich höre jetzt auch nichts mehr aus Leons Zimmer, aber ich sehe trotzdem nach. Vorsichtig gehe ich zu ihm ans Bett und flüstere "Leon, schläfst du?". Er rührt sich nicht, aber ich sehe deutlich Tränen auf seiner Wange und sein Unterkiefer zittert leicht. Ich will ihn nicht quälen und darauf ansprechen, alleine lasse ich ihn jetzt aber sicher nicht. Ich lege mich neben ihn, drücke vorsichtig meinen Arm unter seinen Kopf und halte Leon leicht fest. Sein Gesicht entspannt sich nach einer Weile und seine Atmung wird ruhig und gleichmäßig. Seine Entspannung und Ruhe sind ansteckend und so schlafe ich auch ein.