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  • Eyeless Jill
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  • Nacht. Dunkel. Nichts... Schweigend sehe ich mich auf dem Parkplatz um, und ich kann nichts hören. Nur zu gerne erinnere ich mich daran, was in den letzten Jahren geschehen ist. Es macht mich glücklich. Ja, ich muss vor Freude sogar lachen. Als ich mich daran geweidet habe... Ich würde es nur zu gerne wieder erleben. Ihre Schreie, ihr klebriges, warmes Blut. Ihre Augen, ihre wunderschönen Augen... Ach, wie süß sie doch waren. Denn irgendwann habe ich es nicht mehr ausgehalten. Wir haben Sandwiches gemacht und ich habe die Tomaten geschnitten. Da hat Oliver angefangen, auf mich einzureden.
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  • Nacht. Dunkel. Nichts... Schweigend sehe ich mich auf dem Parkplatz um, und ich kann nichts hören. Nur zu gerne erinnere ich mich daran, was in den letzten Jahren geschehen ist. Es macht mich glücklich. Ja, ich muss vor Freude sogar lachen. Als ich mich daran geweidet habe... Ich würde es nur zu gerne wieder erleben. Ihre Schreie, ihr klebriges, warmes Blut. Ihre Augen, ihre wunderschönen Augen... Ach, wie süß sie doch waren. Vor drei Monaten hat die Geschichte angefangen. Meine Eltern wollten eine Freundin besuchen und hatten mich - ihre Tochter - schüchtern wie ich war in ein Ferienlager geschickt. Man hat damals einen Bus gemietet und uns vom Karlsruher Hauptbahnhof in ein Ferielager in den Alpen gebracht. Komplett abgeschnitten von der Außenwelt. Fließendes, aber kaltes Wasser von neun Uhr vormittags, bis sieben Uhr abends. Kein Strom, geheizt wurde mit einem Ofen. Eine Tragödie, dass dieses Gefängnis für Kinder legal war. Man hat uns jeweils zu dritt in ein Zimmer gepfercht, egal ob Mädchen oder Junge, was einem sensiblen, fünfzehnjährigen Mädchen wie mir nicht so angenehm war. Meine Zimmernachbarn waren Julia und Oliver. Oliver ist ein verwöhnter Junge, etwa meines Alters, aus reichem Elternhaus. Über Julia weiß ich nicht viel, sie war noch sehr jung und hatte Angst vor mir. Kleine Kinder haben ja so etwas wie einen sechsten Sinn für Böses... für mich. Schon als wir unsere Zimmer bezogen, mochten sie mich nicht. Wie sie mich angestarrt haben, als ich meinen Koffer die schmalen, steilen Holztreppen des Gebäudes hochgezerrt habe. Na und? Dann bin ich eben schwächlich, na und?? Was ist so falsch an mir? Und sie machten einfach weiter. Folterten mich jeden Tag mit Blicken. Durchbohrten mich mit Worten, zerrissen mich mit Schreien. Die Narben jener Zeit, jener Worte werde ich immer tragen, ich werde sie in Ehren tragen, denn sie haben mich zu dem gemacht was ich heute bin. Und ich werde alle, die mir solch Leid zufügen, so ehren wie ich jene geehrt habe. Denn irgendwann habe ich es nicht mehr ausgehalten. Wir haben Sandwiches gemacht und ich habe die Tomaten geschnitten. Da hat Oliver angefangen, auf mich einzureden. Er hat gemeint: "Na, Jill? Wie ist es so, als Killerin? Als eiskalte Mörderin, so wie du eine bist? Huh, du Stück Dreck?" Nur, weil ich meinen dunklen Pullover mit der Tomate beschmiert hatte. Weil mir etwas heruntergefallen ist... Da bin ich völlig ausgerastet. "Ich... bin also ein Killer?", betroffen blickte ich auf das Messer. Ein simples Küchenmesser, eine gefährliche Mordsmaschine. Alles in den Augen des Betrachters. "Da hast du vielleicht Recht.", fügte ich noch leise hinzu, bis ich wieder aufschaue, um mir das Gesicht meines ersten Opfers genau einzuprägen. Die blasse Haut, die kantigen Gesichtszüge. Dann ging ich auf ihn zu, mit erhobenen Fäusten. Mit leerem Blick starrte ich ihn an. "Willst du sehen, was ich für ein Stück Dreck bin?", flüsterte ich. Er verhöhnte mich weiter. Er nahm mich nicht ernst... Bis ich kurz vor ihm angelangt war. "Willst du sehen, was ich für ein Killer bin?" Diese Worte hauchte ich ihm noch ins Gesicht, bis ich zustach. Die anderen in der Küche waren star vor Schreck, als sich die rote Pfütze unter seinen Füßen ausbreitete. Schließlich sackte ich mit ihm in die Knie, damit ich noch einmal in sein Gesicht sehen konnte. Um seinen letzten, gottverdammten Atemzug zu spüren. Und als er vor mir am Boden lag, nach Luft schnappend, da bemerkte ich seinen Blick. Den wehleidigen Blick. Ich wollte es für immer behalten, ich wollte die Zeit einfrieren, ich wollte es in mir - ja, ich wollte es in mir aufehmen. Da kam mir die zündende Idee. Ich fasste ihm ins Gesicht und drückte es gewaltsam in meine Richtung. Mit der rechten Hand, in der das Messer lag, arbeitete ich konzentriert. Langsam, aber sicher höhlte ich seine Augen aus. Bis unter seinen qualvollen Schreien nichts mehr davon übrig war. Bis ich sie in mir aufgenommen hatte. Bis ich sie aß. Der Wind blies durch den Raum - die Tür war zugefallen. Das ganze Camp war in einem Raum gefangen. In meiner euphorie wuchs ich über mich hinaus - und ich hatte sie alle. Braune, blaue, grüne, graue. Sie waren so süß..Kategorie:MordKategorie:MittellangKategorie:Artikel ohne BilderKategorie:Geisteskrankheit