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  • Der Knochenfanatiker
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  • Maximilian wachte auf. Er war sehr dünn, man sah die Rippen an seinem sonnengebräunten Körper. Eben war er noch im Fußballstadion, ein blitzschneller Stürmer. Wie konnte es sein, dass er nun hier war? Eine maskierte Gestalt trat aus dem Schatten der Bäume und legte die Hand auf Maximilians Rippen. Niemand. Denn Cedric war schlau. Sehr schlau. Und er gab immer Gründe vor, die die Lehrer zum Elterngespräch in sein Haus lockten. Und dann… „Willkommen zur Fernsehreportage über die Jagd nach Wild im Wald. Wir begleiten heute den Jäger Friedrich Remhirsch.“
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  • Maximilian wachte auf. Er war sehr dünn, man sah die Rippen an seinem sonnengebräunten Körper. Eben war er noch im Fußballstadion, ein blitzschneller Stürmer. Wie konnte es sein, dass er nun hier war? Eine maskierte Gestalt trat aus dem Schatten der Bäume und legte die Hand auf Maximilians Rippen. „Du siehst gut aus, so wie du bist. Du bist eine Blume in meiner Fotosammlung.“ „F-Fotosammlung?“, fragte Maximilian. „Richtig, in meiner Fotosammlung“, gab der Maskierte mit undurchschaubarer Stimme zurück. „Denkst du, ich habe während deiner Ohnmacht meine wertvolle, knapp angelegte Zeit verschwendet. Solch widerwärtiges Talent besitzen nur die Kreationen des Schöpfers, welche ihr Leben nach dem Gesetz des Landes, nach dem Gesetz der Welt, richten. Aber ich bin keinesfalls solch eine minderwertige Konstruktion. Ich wage die Vermutung, die erste Erschaffung Gottes zu sein. In meine Intelligenz hat er, so ist es mir in meinem bisherigen Leben erschienen, seine größten Mühen gesetzt. Ich will behaupten, seine Hände waren blutig von der endlosen Arbeit gewesen.“ „D-du bist ja verrückt!“, zischte Maximilian. Er fror am ganzen Leib, sie befanden sich in einem Wald, es war ein regnerischer Tag im März. „Wir wissen Beide“, begann die Gestalt. „dass du die Lüge sprichst. Aber meine Manieren haben mich heute schlicht und einfach im Stich gelassen. Ich eröffne dir, oh du goldenes Geschenk, keine weiteren Informationen über meine Person, außer, dass mein eigener Name Bone lautet und ich einen ungemeinen Wissensdrang über Knochen zu stillen vermag.“ „Dein Name lautet Bone?“, fragte Maximilian verwirrt. „Keinesfalls“ antwortete Bone. „Ich brauchte nur etwas, mit dem du mich ansprechen kannst. Nach mir rufen kannst, wenn du eine Pause brauchst.“ „E-eine Pause?“ Die Situation wurde dem Stürmer mehr und mehr unangenehm, er begann den Versuch, sich von den straffen Seilen zu lösen. Doch diese hielten ihn fest umklammert, so sehr er die Muskeln auch spannte. „Versuch es nicht“, seufzte Bone. Jetzt setzte er die Maske ab. Maximilian hatte nie solch eine Aura erlebt. Bones Augen waren jadegrün, seine Haare angenehm kurz und rabenschwarz und seine Zähne funkelten blitzweiß. Er besaß dasselbe Alter wie Maximilian, 14. Denn Maximilian erkannte sein Antlitz aus der Parallelklasse. Er kannte jedoch nie seinen Namen. Bone hatte einen Campingtisch besorgt, welchen er nun hinter einem Baum hervorholte. Aus seiner Hosentasche holte er eine Gartenschere. „Was wird das?“, fragte Maximilian. Bone antwortete ihm nicht. Er trat nur ganz dicht an ihn heran. „WAS WIRD DAS?“, fragte der Angekettete nun etwas aggressiver. „Ich bin ein Sammler“, antwortete Bone. „Ich sammle Knochen. Und da deine so perfekt sichtbar sind, brauche ich mir nicht einmal die Mühe des Aufschlitzens machen.“ Dann stach er zwischen Maximilians Rippen. Blut floss die Klinge der Gartenschere hinunter und der Junge schrie auf. „Spar dir deine Luft“, hauchte Bone. Dann bewegte er die Gartenschere unter die obere Rippe und zog sie auf sich zu. Maximilian kreischte bitterlich auf, Tränen schossen ihm ins Gesicht. Die Rippe brach aus seinem Fleisch hervor und Bone schloss seine rechte Hand um sie, wonach er den Knochen mit einem Ruck entfernte. Die Rippe war draußen. Maximilian keuchte vor Schmerz. Bone legte die Rippe auf den Campingtisch. Dann setzte er erneut an. Der Ort war sehr einsam und das brechende Geräusch der Rippen, sowie die höllischen Schmerzensschreie verklangen hoffnungslos zwischen den riesigen Bäumen. Polizeibericht: „Ein Junge im Alter von etwa 14 Jahren wurde heute Nacht im James-Wood-Wald tot aufgefunden. Der Förster berichtete den Ermittlern, dass dem Opfer sämtliche Rippen fehlten und es wohl einen äußerst schmerzvollen Tod erlebt haben muss, da keinerlei lebenswichtige Organe verletzt wurden.“ Cedric saß am Frühstückstisch und kippte sich einen Schub Cornflakes in eine Schale. Er lächelte bei dem Bericht auf. Wieder einmal war ihm ein Meisterstreich gelungen. Wieder ein Teil seiner Sammlung mehr. An der Wand hingen seine skelettierten Eltern. Im Wohnzimmer der Schädelknochen seines Bruders. Und wer kam zu den Elterngesprächen? Niemand. Denn Cedric war schlau. Sehr schlau. Und er gab immer Gründe vor, die die Lehrer zum Elterngespräch in sein Haus lockten. Und dann… „Willkommen zur Fernsehreportage über die Jagd nach Wild im Wald. Wir begleiten heute den Jäger Friedrich Remhirsch.“ Cedric wurde aus den Gedanken gerissen, als er den Jäger sah und mit Hass in den Augen vom Tisch hochfuhr. „Verdreckter Mistkerl!“, fauchte er kalt. „Wenn du auf sie schießt, dann splittern ihre Knochen in 100 Teile!“ Er blickte auf die Rippen seines letzten Opfers. „Nun ja“, gestand Bone sich ein, „ich gebe zu, ich war etwas unsauber bei meiner letzten Tat.“ Seine Wut legte sich wieder. Er sah mit seinen grünen Augen auf die Klinge eines Küchenmessers und bemerkte kurz darauf das, was am Fernsehbildschirmrand in der Ecke zu lesen war: „LIVE.“ Cedric grinste und schaltete den Fernseher ab. Er trug seine Maske. Er war bereit. Cedric saß in einem Baum und blickte kalt auf Remhirsch hinab. „Na du?“, fragte er sich innerlich. „Schon was erjagt heute?“ Plötzlich knackte sein Ast etwas. Remhirsch fuhr herum und erklärt den Kameraleuten: „Sehen sie, ein Vogel. Es ist nun höchste Präzisionsarbeit gefragt.“ Cedric erkannte die Gefahr zu spät, eine Kugel traf ihn in den Bauch. Blut verteilte sich in alle Richtungen. Cedric ließ sich vom Baum fallen, fuhr hoch und schlitzte Remhirsch die Kehle auf. Die Kameramänner um ihn herum blendeten ab und versuchten zu fliehen, doch warf der Knochensammler einem von ihnen sein Messer hinterher. Dieses traf perfekt zwischen 2 Wirbel. Bone stürzte sich auf den schreienden Kameramann und bog sein Messer etwas. Wie geplant platzte die Wirbelsäule des Opfers in Strömen von Blut hervor. „Du bist Mein“, lachte Cedric. Dann packte er die Kamera, setzte sich seine mitgebrachte Maske auf und blickte geradezu in das Objektiv. „Das hier ist Live, nicht wahr?“, lautete seine erste, ironische Frage. „Also gut. Mein Name lautet Bone. Ich bin eigentlich ein ganz normaler Junge, aber ebenfalls eine höher gestellte Kreatur als das, was man als „Menschen“ bezeichnet. Wobei, eigentlich andersrum. Eigentlich bin ich der Mensch und ihr alle seid die Tiere, die sich um mich herum scharen.“ Er setzte kurz aus um sich an einen Baum zu lehnen, da die Schusswunde ihm sehr viele Schmerzen zufügte. „Ich bin DAS intelligente Wesen, das der Herr wirklich schaffen wollte. Ihr alle seid nur misslungene Nachformungen meiner Wenigkeit. Also bin ich euer Herrscher, euer König, euer unumstrittener Anführer. Deswegen werde ich heute Nacht zu euch kommen und meine rechtmäßige Belohnung einfordern.“ Damit schaltete er die Kamera ab und ließ einen widerlichen Schmerzensschrei verlauten, als er sich die Kugel aus dem Leib zog. Oliver hatte ebenfalls die Botschaft Cedrics erhalten. Er füllte seine Wasserpistole mit Salzsäure, die er von seinem Vater bekam, als auch dieser Bones Nachricht sah. Oliver wollte und sollte seine neu gewonnene Waffe zur Selbstverteidigung verwenden und legte sie deshalb auf seinen Nachttisch. Er wartete gespannt. Es war bereits finster, als Oliver etwas hörte. Etwas Klimperndes. Kein Eisen. Holz. Seine Tür öffnete sich einen Spalt. Oliver umschloss den Abzug der Salzsäurepistole. Polizeibericht: „Ein Junge, 14, wurde gestern Nacht von aufmerksamen Nachbarn zusammen mit seinen Eltern tot aufgefunden. Während den Eltern sämtliche Gelenke und das Genick fehlten, fand man den Jungen ohne Beckenknochen vor. Es wird davon ausgegangen, dass es sich hier um denselben Täter handelt, wie im vorangegangenen Fall. Die Polizei möchte momentan noch nicht aussagen. Klar bestätigt wurde der Fund einer gespaltenen Wasserpistole, in welcher sich Salzsäure befand. Es muss also einen Kampf gegeben haben. Weitere Informationen werden selbstverständlich folgen.“ Cedric grinste. Er hing den gesäuberten Beckenknochen neben die Knochen der beiden Erwachsenen. Er liebte seine Leidenschaft. Er war Feuer und Flamme für sie. Doch die Nacht war um. Wie würde Cedric erklären, dass er nicht zur Schule gehen konnte? Schließlich müssen die Eltern sein Fehlen entschuldigen. Cedric begann zu überlegen. Er brauchte eine Strategie. Also verband er die Wunde grob, was ihm äußerst unangenehme Schmerzen bereitete. Als er aus dem Wald trat, traf Bone auf eine Katze. Er sah das Tier an und merkte, nicht den gleichen Drang zu spüren, den er sonst spürt: Mord. Cedric näherte sich dem Tier, vorsichtig und schleichend. Er blickte ihm in die gelbgrünen, großen Augen und strich zart mit seinen Fingern über das schwarze Fell. Er schmiegte sein Gesicht an das Tier. Bone fasste einen Entschluss. Polizeibericht: „Topaktuelle Meldung! Der Serientäter traf heute Morgen bei der Polizei ein. Er trug eine Katze auf dem Arm und gestand jede seiner Taten. Da er ebenfalls seine Eltern ermordet hat, wird der 14-jährige nun in eine geschlossene Anstalt verfrachtet. Das Tier wurde seinen Besitzern zurückgegeben.“ Cedric hatte immer Recht. Kein Mensch konnte ihn stoppen... 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