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  • Das kleine, violette Licht
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  • "Hallo?" Meine Stimme verhallt leise. Ich lausche. Doch nichts passiert. Ich weiß nicht, was geschehen ist. Ich war mit Freunden unterwegs, wir hatten unseren Abschluss gefeiert. Alle waren so glücklich, jeder hatte die Prüfungen geschafft. Die einen mehr mit Fleiß, die anderen eher durch Glück. Aber das war uns egal. Wir hatten es geschafft und waren nun dazu bereit, auf die Uni zu gehen... ... „Da! Er wacht auf!“ Ich atme tief ein. War das alles nur ein Traum gewesen? War ich in Wahrheit nicht entführt worden? Aber es hatte sich so real angefühlt! … Und was war eigentlich mit dem violetten Licht?
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  • "Hallo?" Meine Stimme verhallt leise. Ich lausche. Doch nichts passiert. Ich weiß nicht, was geschehen ist. Ich war mit Freunden unterwegs, wir hatten unseren Abschluss gefeiert. Alle waren so glücklich, jeder hatte die Prüfungen geschafft. Die einen mehr mit Fleiß, die anderen eher durch Glück. Aber das war uns egal. Wir hatten es geschafft und waren nun dazu bereit, auf die Uni zu gehen... Ich weiß wirklich nicht, was passiert ist. Das einzige, woran ich mich erinnern kann ist, dass ich mit den anderen am See war. Alle hatten was getrunken, nur ich nicht, denn ich musste später noch fahren. Etwas weiter weg vom See, am Rande eines kleinen Waldes, sah ich einen schwachen, violetten Lichtpunkt. thumb|Der See. (von P.A.Jason)Ich wurde neugierig und wollte wissen, was das war. Klar, ich hätte eigentlich weiter auf die anderen achten müssen. Eigentlich. Aber sie feierten so friedlich und ohne Gezanke, da konnte ich sie ja mal für ein paar Minuten alleine lassen. Also stand ich auf und ging am Seeufer entlang, um mir das Ganze genauer anzusehen... Nach einer kleinen Weile - mir kam es wie eine Ewigkeit vor - kam ich endlich am Waldrand an. Immer wieder wanderten meine Augen hin und her, auf der Suche nach dem kleinen, violetten Licht. Doch ich fand nichts. Also beschloss ich, dass es wohl eine Spiegelung vom See gewesen sein musste... Auch, wenn das irgendwie doch unlogisch klang. Kurz zuckte ich mit den Schultern und drehte den Bäumen den Rücken zu. Was danach passiert war, das weiß ich nicht. So sehr ich auch versuche, mich daran zu erinnern, ich schaffe es einfach nicht. Mein Kopf brummt... Wieder, wie so oft in den letzten Minuten, ziehe ich mich an der Wand neben mir hoch, versuche irgendwo eine Lichtquelle zu entdecken. Doch um mich herum ist pure Finsternis. Immer wieder suche ich nach meinem Inhalator, obwohl ich mir mittlerweile sicher bin, dass ich ihn in meinem Wagen habe liegen lassen. Was war ich auch so dumm und ging davon aus, dass ich ihn nicht brauchen würde? Dummes Kind! Mein Vater hätte jetzt wieder seine Witzchen darüber gemacht... Und ich wünsche mir das sogar gerade. Hauptsache seine Stimme wäre zu hören. Aber da ist nichts. Hier unten ist es stickig. Es ist kalt und meine Bronchien tun weh... Und niemand scheint mehr da zu sein. "Hallo?", frage ich, wie die letzten paar Male auch. Hier muss doch irgendjemand sein! Vorhin noch dachte ich, dass jemand ganz in der Nähe war. Ich hatte so etwas wie eine Atmung gehört. Schwerfällig und tief, ähnlich wie bei mir, wenn ich einen Asthmaanfall habe. Doch irgendwann verschwand dieses Geräusch und seitdem sitze ich hier und warte. So langsam reicht es mir. Wenn das irgendein dummer Streich sein soll, dann finde ich das nicht mehr witzig. Ich beschließe, entgegen meiner Angst, an der Wand entlang vorwärts zu gehen. Das ist nicht so einfach, zumindest ohne Licht. Langsam kämpfe ich mich vor, habe hier und da das Gefühl, dass ich mit der Hose an etwas hängen bleibe, oder dass ich leicht in den Boden sacke. Ein seltsames Gefühl. Irgendwann bleibe ich stehen... Ich weiß nicht warum, aber irgendetwas sagt mir, dass ich nicht weitergehen sollte. Es ist unheimlich hier. Ich will nicht hier sein. "Leute, das ist nicht mehr lustig!", rufe ich in die Dunkelheit hinein, doch niemand antwortet. Das alles macht mir Angst, furchtbare Angst. Und nein, so langsam glaube ich auch nicht mehr, dass meine Freunde mir einen Streich spielen würden. Das ist viel zu übertrieben. Bin ich etwa entführt worden? Sucht man jetzt nach mir? Oh bitte... Bitte, bitte findet mich! Ich setze mich wieder hin... Meine Beine sind müde. Ich kann nicht einschätzen, wie lange ich gelaufen bin. Nicht länger als eine halbe Stunde schätze ich. Und trotzdem kommt es mir vor, als wäre ich seit Stunden unterwegs. Welcher kranke Idiot ist dafür verantwortlich? Und was erhofft er sich von alledem? Mir wird übel. Ich hatte den ganzen Tag vor Aufregung nichts gegessen, ein Brioche wenn's hoch kommt. Mehr aber auch nicht. Ich versuche ruhig zu bleiben, lehne mich mit geradem Rücken an die Wand. Aber es hilft nichts. Es hilft einfach alles nichts. Die Stille und die Dunkelheit bedrücken mich, ich bekomme Panik. Meine Atmung wird flacher, schwerer... Meine Brust schmerzt und mein Körper beginnt zu zittern. Irgendwann fange ich an zu weinen. Nicht aus Verzweiflung, sondern aus Schmerz. Ein Asthmaanfall kann etwas sehr unangenehmes sein. Manche haben nur ganz leichte, bekommen sie kaum mit und leben damit ohne weitere Probleme. Ich aber gehöre zu den Menschen, die – besonders bei Panik – an schweren Anfällen leiden. Meine Tränen fühlen sich warm an, mein Gesicht ist schon nach kurzer Zeit ganz feucht. Warum hilft mir denn niemand? Das kann kein Spaß sein, so etwas würde ein normaler Mensch niemals mit einem anderen machen. Nie und nimmer! Irgendjemand will mir etwas Böses. Aber warum? Ich habe nie etwas falsches getan. Ich habe mein ganzes Leben nie geklaut, nie gelogen oder jemandem absichtlich weh getan. Nie! Das muss ein Verrückter sein! ... Meine Augen fangen an zu brennen. Mein Röcheln wird schwächer, ich spüre, wie ich langsam immer müder werde. Ich habe genug. Meine Angst übermannt mich, nimmt mir wortwörtlich die Luft zum Atmen und lässt meine Sinne schwinden. Ich will nicht mehr. Ich will diese Angst, diese gemeine Panik, einfach nicht mehr spüren... ... „Da! Er wacht auf!“ Ich blinzele. Langsam öffne ich meine Augen und sehe mich verwirrt um. Licht... Licht? Wurde ich gerettet? Vorsichtig setze ich mich auf, vor mir meine Freunde aus der Abschlussklasse sehend. Hinter ihnen stehen meine Eltern, sie weinen, aber sie lächeln auch gleichzeitig. Noch bevor ich fragen kann, was passiert war, werde ich von allen umarmt. Einer meiner Freunde setzt sich zu mir und beginnt zu erklären: „Du bist plötzlich total abwesend gewesen. Irgendwann hattest du gemeint, dass du wissen willst, woher das violette Licht im Wald kommt. Also bist du aufgestanden und losgegangen... Später haben wir dich dann gesucht. Du hast dich wohl vor irgendetwas erschreckt und hattest einen Asthmaanfall. Wir haben dich ziemlich spät gefunden, es war fast schon ZU spät. Man, was bist du auch so bescheuert und lässt deinen Inhalator im Auto liegen?“ Ich atme tief ein. War das alles nur ein Traum gewesen? War ich in Wahrheit nicht entführt worden? Aber es hatte sich so real angefühlt! … Und was war eigentlich mit dem violetten Licht? Ich muss es wissen... Gleich morgen Abend fahre ich zum See und schaue nach... Kategorie:Mittellang Kategorie:Konversationen Kategorie:Schockierendes Ende