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  • Die Hochzeit.
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  • Du glaubst, du hast schon alles gesehen? Dann höre gut zu, denn vielleicht bist du der Einzige, mit dem ich meine Geschichte teilen kann. Ich wäre erfreut, wenn du am Ende noch da bist. Hier ist weder die Rede von Gottes Fluch wie beim fliegenden Holländer, noch ist es eine Gespenstergeschichte wie bei Poe und es handelt sich auch nicht um Außerirdische, die Gehirnwäschen vornehmen wie bei Hubbard. Es geht weder um Energien, noch um Magie oder Hexerei. Ja, ich glaube hier ist es der Zufall, dem Menschen treustes Glück und Leid, welches sich hinter dem Grauen versteckt.
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  • Du glaubst, du hast schon alles gesehen? Dann höre gut zu, denn vielleicht bist du der Einzige, mit dem ich meine Geschichte teilen kann. Ich wäre erfreut, wenn du am Ende noch da bist. Hier ist weder die Rede von Gottes Fluch wie beim fliegenden Holländer, noch ist es eine Gespenstergeschichte wie bei Poe und es handelt sich auch nicht um Außerirdische, die Gehirnwäschen vornehmen wie bei Hubbard. Es geht weder um Energien, noch um Magie oder Hexerei. Ja, ich glaube hier ist es der Zufall, dem Menschen treustes Glück und Leid, welches sich hinter dem Grauen versteckt. Mark und Lydia waren über viele Jahre hinweg zu einem Paar gewachsen. Sie wohnten gemeinsam in einer alten Wohnung, im Hinterhof weit im Osten. Hier konnte die Angst in Ruhe gedeihen. Wenn die Wand des Seins und Scheins durchbrochen und man die Wahrheit über einen Menschen kennt, dann ist dahinter nichts Schönes. Mit Wahrheit jedoch leben zu können ist den meisten Menschen nicht gegeben. Diejenigen aber, die dazu in der Lage sind, wandern für immer im Nebel der Melancholie, bis der Tod sie erlöst. Hütet Euch vor der Wahrheit. Sie zeigt die Abgründe der Menschheit, die Schwächen und die Ängste. In ihr liegt der Ursprung zum Morden, die Fantasien zum Töten, die Beschwörungsformeln aller Mächte. Fragt ihr nach der Liebe, so sage ich, sie ist nur ein Abfallprodukt der Angst. Die Fantasie ist die einzige ungebremste Flucht, die uns bleibt. Zwischen Tun und Denken liegt nur ein Nervenreflex, ein Zucken, eine Entscheidung. Einen wahrhaften Menschen mag die Frage nach dem Sinn immer wieder im Meer ertränken. Der Rettungsring ist für die Heuchler und Lügner dieser Welt. Die Sinnlosigkeit lässt einen zu viel Wasser schlucken. Der Schwimmer hingegen wägt sich in Sicherheit, er glaubt, Kontrolle über die verleugneten Gedanken zu besitzen. Es dauert nur eine Sekunde, einen Moment, genug, um die Zeit nicht mehr zurück drehen zu können. Mit der Zeit ging jeder seinen eigenen Weg. Eines Tages lag zwischen der üblichen Post eine Einladung zu einer Hochzeit lang vergessener Freunde. Es war der Zufall, vielleicht ausgelöst durch die Farbe, den Geruch oder den Klang des Papiers, der in Lydia eine längst vergangene Erinnerung ablaufen ließ. Es war die Erinnerung an die Lügen aus ihrer Kindheit, wie die Lügen dieser Welt warm über unsere Seelen streicheln und die Schwachen sich in ihnen auflösen. Zuerst klebte die Lüge wie ein altes Pflaster in seiner Brust. Dann begann sich eine Wunde zu bilden und diese begann zu eitern. Es vergingen Wochen, dann Monate. Als Lydia es nicht mehr ertragen konnte, da wollte auch Mark wissen, was los war. Er lag im Bett, schlug die Decke zur Seite und betastete seinen Körper. Lydia beugte sich über ihn, um sein Herz zu hören. Es war Totenstille. Sie legte die Hand auf seine Brust, doch da war kein Herzschlag. Als er sprechen wollte, trat Luft aus seinem Mund und der Bauch fiel in sich zusammen. Entsetzt schaute Lydia ihn an. Er beugte sich über den Bettrand und zog unter ihm ein Buch hervor. Er faltete die Hände, bewegte seine Lippen und schaute durch die Decke in den Himmel. Als Lydia näher kam, um zu sehen, ob wenigstens noch eine Erinnerung an die Wahrheit geblieben war, da erkannte sie durch seine Augen hindurch die weiße Schädelwand weder Fleisch noch Blut. Er war von innen hohl und er lächelte. Kategorie:Kurz Kategorie:Artikel ohne Bilder Kategorie:Tod