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  • Der Mann der seine Köpfhörer vergaß
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  • Er hielt sich die Ohren zu. Er hoffte das er so das Geschrei der kleinen Kinder nicht hören musste, dieses elende Geschrei… und diese Wörter… diese schrecklichen Wörter. Sein Körper krümmte sich vor Ekel. VERDAMMT ES WAREN DOCH NOCH KINDER Immer lauter drangen ihre zarten Stimmchen an sein Gehör und verzerrten sich zu den widerlichsten Ton- und Silbenfolgen, die er sich je hätte ausdenken können. Mit aller Gewalt, die er noch aufbringen konnte, kniff er seine schmerzenden Lider zusammen… es war zu viel… Was war bloß passiert? "Digga, dem Jonas sein Handy is voll schrott. Was fürn Spast."
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  • Er hielt sich die Ohren zu. Er hoffte das er so das Geschrei der kleinen Kinder nicht hören musste, dieses elende Geschrei… und diese Wörter… diese schrecklichen Wörter. Sein Körper krümmte sich vor Ekel. VERDAMMT ES WAREN DOCH NOCH KINDER Immer lauter drangen ihre zarten Stimmchen an sein Gehör und verzerrten sich zu den widerlichsten Ton- und Silbenfolgen, die er sich je hätte ausdenken können. Mit aller Gewalt, die er noch aufbringen konnte, kniff er seine schmerzenden Lider zusammen… es war zu viel… Was war bloß passiert? Er hätte gern aufgeschrien, doch das verkniff er sich mit aller Macht. Verzweifelt biss er auf seine Lippen, niemals hätte er gedacht, dass er eines Tages dankbar für Schmerzen wäre, doch heute war er es. Verzweifelt versuchte er den Lärm auszublenden und dachte an seinen geliebten schwarzen Kater der sich bei krach immer in der hintersten Ecke zusamenrollte. Wie gern würde er das auch tun. Sein magen tat ihm weh, es fühlte sich so an als würde er von innen geboxt werden, bei den laut den er zu verstehen drohte. Jede einzelne Silbe die an sein Ohr drang versuchte in ihm das gefühl das sich seine Zehennägel langsam aufrollen und sein Nagelbett freilegen. Voller Qual sah er aus dem Fenster. Plötzlich bremste der Bus, was ihn dazu brachte seine Hände von seinen Ohren weg zu reißen. Einen vollen Augenblick war er nun schutzlos sämtlichen Anglizismen und Schimpfwörtern ausgeliefert, die man im Laufe der letzten Jahre erfolgreich in den alltäglichen Sprachgebrauch integriert hatte. "Digga, dem Jonas sein Handy is voll schrott. Was fürn Spast." "Nice. Verdient, du Wi..." Schnell hielt er seine Ohren wieder zu. Es war ihm bewusst, dass die Adjektive, die er immer so geliebt hatte, in der deutschen Sprache ausstarben, aber nach der Erfahrung fragte er sich doch ob sie vielleicht den Freitod erwählt hatten. Er könnte es ihnen nicht mal übel nehmen, und doch schmerzte ihn der Gedanke. Würden ihnen die Verben wohl als nächstes folgen? Wahrscheinlich ja. Bei diesen Gedanken biss er sich ein weiteres Mal auf die Lippe, sie war bestimmt schon rot, nicht mehr lang und sie würde bluten… „Noch drei Haltestellen.“ Flüsterte er und kniff die Augen wieder zu.