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  • Seelenträume
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  • Wir alle haben schon mehr als ein Mal gelebt. Kennst du diese Theorie? Unsere Seelen begleiten eine Hülle für eine gewisse Zeit, nutzen sie als ihren Wirt, und wenn die Zeit des Körpers vorbei ist, dann sucht sich diese Seele ein neues Zuhause. Und all die Erinnerungen, Gefühle und Eindrücke, die diese Seelen in den Körpern sammeln, speichern sie, wie eine Festplatte. Nichts ist vergessen. Manche sagen, dass wir in unseren Träumen manchmal die Erinnerungen derer sehen können, die vor uns mit unserer Seele gelebt haben. Ich träume oft und sehr viel und oft sind diese Träume…unheimlich. ○ Ich keuche. ○
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  • Wir alle haben schon mehr als ein Mal gelebt. Kennst du diese Theorie? Unsere Seelen begleiten eine Hülle für eine gewisse Zeit, nutzen sie als ihren Wirt, und wenn die Zeit des Körpers vorbei ist, dann sucht sich diese Seele ein neues Zuhause. Und all die Erinnerungen, Gefühle und Eindrücke, die diese Seelen in den Körpern sammeln, speichern sie, wie eine Festplatte. Nichts ist vergessen. Manche sagen, dass wir in unseren Träumen manchmal die Erinnerungen derer sehen können, die vor uns mit unserer Seele gelebt haben. Ich träume oft und sehr viel und oft sind diese Träume…unheimlich. Sie sind so real, zu real manchmal. ○ Ich keuche. Das war doch eben noch nicht so. Ich schaue um mich. Steine? Ich berühre die steinige Wand, die sich vor mir schier unendlich in die Höhe erstreckt. Ich drehe mich langsam um mich selbst, doch ich sehe nichts anderes. Meine Hände fühlen die Umgebung ab, die Steine sind feucht, an manchen Stellen mit einer Art Moos überwuchert. Etwas ragt aus einem Spalt zwischen den Steinen hervor. Das Licht ist hier unten so spärlich, dass ich ganz nah mit dem Gesicht an jenes heran muss. Als ich erkennen kann, was es ist, drücke ich mir unwillkürlich eine Hand an den Mund, um den plötzlich aufkochenden Würgereiz unter Kontrolle zu bekommen. Dort steckte ein blutiger, mit Gewalt ausgerissener Fingernagel in dem Spalt. Nun erkenne ich auch den rötlichen Schimmer, der streifenartig überall an den Steinwänden in langen Linien aufleuchtet, je nachdem, wie ich mich in dem Dämmerlicht drehe. Ich bewege meine Füße und kann spüren, dass sie von einem modrigen, schlammigen Wasser umgeben sind. Ich suche zitternd mit den Zehen den Boden ab. Da ist was! Ich drücke mich in einem Satz an die Wand hinter mir. Es hatte sich angefühlt, wie ein kleiner Körper. Tränen schießen mir heiß und unaufhaltsam in die Augen. Langsam wandert mein Blick hinauf. Ich vermochte nicht abzuschätzen wie hoch, oder besser gesagt, wie tief der Brunnen tatsächlich gewesen sein musste. Es kam mir vor, als wären es mehrere hunderte Meter, die Öffnung oben schien winzig. Schritte aus der Ferne schallten in den Brunnen hinab. Ich schreie, doch ich kann mich selbst nicht hören, als besäße ich keine Stimme. Und dann… erscheint diese abgrundtief bitterböse Fratze einer alten hässlichen Frau. Meine Augen weiten sich, als sie hinunter in den Brunnen schaut und beginnt schallend und abartig zu lachen. Ihre Erscheinung macht mir so große Angst, dass ich spüren kann, wie ich mich einnässe. Ich spüre einen scharfen, ziehenden Schmerz an meinem rechten Arm. Nun auch ein scharfer kurzer Schmerz an meiner Schulter. Platschen im Wasser. Mein Kopf fährt ruckartig nach oben, als ich nur noch ein Glitzern in der Ferne wahrnehmen kann und das schallende Gelächter der alten Hexe. Ich schreie als sich die Glasscherben in meine Haut bohren, überall lassen sie mehr und weniger tiefe Schnitte zurück, Blut strömt aus den Wunden. Meine Kehle ist taub, und doch. Ich schreie weiter. Unentwegt lacht sie und lässt weiter zerbrochenes Glas zu mir herunterfallen. Die Schmerzen werden immer unerträglicher, ich sacke letztendlich zusammen und weine leise in mich hinein. Alles brennt, schmerzt und zieht. „Hexe!“, hör ich die Alte von oben blaffen, als ich langsam wegdrifte und das Bewusstsein verliere… ○ Mit einem Keuchen, als hätte ich minutenlang die Luft anhalten müssen, erwache ich mit einem Satz, das Wasser in der Badewanne schwappt durch die ruckartige Bewegung über und ergießt sich über die Ränder. Mit weit aufgerissenen Augen starre ich an die Decke meines Badezimmers. Noch, vom Traum geschockt, völlig panisch, wische ich mir den Angstschweiß von der Stirn. Mit Mühe und Not hieve ich mich aus der Wanne, ziehe den Stöpsel und greife mir ein Handtuch, wickel meinen fröstelnden Körper darin ein. Als mein Blick noch ein Mal die Wanne streift, stockt mir der Atem. Eine kleine, glitzernde Scherbe liegt in der Nähe des Abflusses.