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  • Phobia I
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  • Große und bunte Flügel, lange gelbliche Fühler und smaragdfarbene Augen. Ich war von der ersten Sekunde an in das Abbild des kleinen Schmetterlings verliebt, als ich ihn das erste Mal in einem Magazin abgebildet sah. Er war einfach so wunderschön. Dieses herrliche, farbige Muster auf dem hauchdünnen Flügelpaar erweckte in mir Gefühle der Ruhe und der Fröhlichkeit. Ich hatte schon immer eine Schwäche für Schmetterlinge und das obwohl ich Insekten und besonders Spinnentiere eigentlich in keinster Weise ausstehen konnte, doch Schmetterlinge waren anders. Sie hatten etwas - friedliches. Sie brummten nicht, sie stachen nicht, sie bissen nicht und sie sahen alles andere als widerlich aus.
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  • Große und bunte Flügel, lange gelbliche Fühler und smaragdfarbene Augen. Ich war von der ersten Sekunde an in das Abbild des kleinen Schmetterlings verliebt, als ich ihn das erste Mal in einem Magazin abgebildet sah. Er war einfach so wunderschön. Dieses herrliche, farbige Muster auf dem hauchdünnen Flügelpaar erweckte in mir Gefühle der Ruhe und der Fröhlichkeit. Ich hatte schon immer eine Schwäche für Schmetterlinge und das obwohl ich Insekten und besonders Spinnentiere eigentlich in keinster Weise ausstehen konnte, doch Schmetterlinge waren anders. Sie hatten etwas - friedliches. Sie brummten nicht, sie stachen nicht, sie bissen nicht und sie sahen alles andere als widerlich aus. Es war Samstag als ich zum Tätowierer ging, um in Folge dessen das Abbild des kleinen Insektes für immer bei mir an meinem Körper zu tragen. Ich beschloss ihn mir am linken Arm, oberhalb der Elle, im Armbeugen-Bereich zu stechen. Dies sollte der einzige Stich sein, welcher durch ein Insekt ausgelöst worden ist und von mir geduldet wurde. Es dauerte nicht lange, schließlich war er ja nicht besonders groß und ehe ich mich versah, hatte ich den wunderschönen Schmetterling auf ewig in meine Haut eingraviert. Die nächsten Tage fühlte ich mich wie neu geboren, zeigte allen mein neues Tattoo und erntete dafür auch ausreichend Bewunderung. Ich war einfach überglücklich... doch dieses Glück hielt leider nicht lange an, denn der erste Vorfall begann drei Tage nachdem ich das Tattoo hatte stechen lassen. Es war kurz nach Mitternacht und ich legte mich gerade zu Bett als ich plötzlich ein unangenehmes Kribbeln auf meinem Arm verspürte. Ich kratzte mich einige Male, doch wenige Sekunden darauf fing es immer wieder von Neuem an. Als ich schließlich die Augen öffnete, starrte ich für einen kurzen Moment nur auf meinen Arm bis ich schließlich mit einem lauten Schrei aufsprang und meinen Arm gegen die Wand schlug. Eine Spinne! Auf meinem Arm hatte eine gewaltige Spinne gesessen! Sofort rannte ich hinaus und schloss die Tür. Ich verbrachte die restliche Nacht im Wohnzimmer, denn nichts auf dieser Welt hätte mich dazu bringen können noch eine Minute länger in diesem Zimmer zu bleiben; nicht wenn eine solch widerliche, große Spinne in diesem nistete. Ich betrat den Raum erst wieder, nachdem ich einen Kammerjäger gerufen hatte, der es von oben bis unten absuchte. Laut seiner Aussage befand sich kein Tier in meinem Zimmer was bedeuten könnte, dass es in den Wänden verschwunden war oder ich es mir nur eingebildet hatte. Was jedoch der Fall war, konnte ich nicht mit vollständiger Sicherheit beantworten. Betreten wollte ich das Zimmer trotz der Untersuchung für einige Wochen nicht mehr. Ich dachte mir, dass die Spinne vermutlich einginge, wenn sie nichts fressen würde, also war ich dazu bereit abzuwarten, um ganz sicher zu gehen. Die ersten Nächte geschah auch nichts ungewöhnliches, doch es begann schlimmer zu werden - das Jucken am Arm, immer wieder und wieder. Ich wusste, dass es normal war, wenn man sich zuvor hat tätowieren lassen, doch es fühlte sich merkwürdig an. Nicht wie ein normales Jucken, sondern als würde irgendetwas über meinen Arm krabbeln. Wenn ich jedoch meinen Arm betrachtete, sah ich nur den Schmetterling; prachtvoll und wunderschön wie eh und je, doch mir ging das Gefühl nicht aus dem Kopf, dass mir etwas überaus Schreckliches bevor stand und schon am nächsten Tag sollte sich heraus stellen, dass mich mein Gefühl nicht belogen, sondern mir die schmerzhafte und grauenerregende Wahrheit mitgeteilt hatte. Ich stand in der Küche und schnitt Gemüse, als das Jucken, welches mich den ganzen Tag bereits gefoltert hatte, stärker wurde. Mein Blick verweilt zwar auf dem Schneidebrett vor mir, jedoch erkannte ich aus dem Augenwinkel etwas ungewöhnliches. Es war das Tattoo. Zunächst bunt und fröhlich wirkend, jetzt schien es schwarz und trist. Ich ließ von dem Gemüse ab und legte das Messer beiseite, um meinen Blick daraufhin auf meinen Arm zu richten. Ich wünschte ich hätte es nicht getan, denn auf meinem Arm thronte abermals die gigantische Spinne; größer, haariger und widerwärtiger als ich sie in Erinnerung hatte. Ich schrie auf und taumelte zurück, doch die Spinne fiel nicht hinunter, sondern verweilte stur auf meinem Arm. Ich versuchte sie abzuschütteln, schlug mit der Faust auf meinen Arm, doch nichts schien zu wirken. Ich schrie, rannte durch das Haus, schlug meinen Arm gegen die Wände, versuchte einfach alles, um das ekelerregende Monstrum von meinem Körper zu bekommen, doch es passierte nichts. In diesem Moment wurde es mir schlagartig klar... es war das Tattoo! Mit meiner rechten Hand hielt ich noch immer fest das Küchenmesser umklammert, mit dem ich noch vor wenigen Minuten das Gemüse geschnitten hatte. Nun sollte es einem anderen Zweck dienen. Ich war wie in Trance, konnte mich der Angst nicht stellen. Ich dachte nicht nach, dabei tue ich das immer. Mein Körper war wie besessen von der Angst und für mich war in diesem Moment nur eine Sache wichtig - die Spinne musste weg! Die scharfe Klinge näherte sich meiner Haut, drang in diese ein und mit etwas Kraft glitt das scharfe Messer längs über meinen zarten, von Angst kreideweiß gewordenen Arm hinüber und schälte sowohl Haut als auch Fleisch von meinem Unterarm. Ich griff das Stück Fleisch, welches vor meinen Füßen auf den Boden klatschte und warf es in die Spüle. Nun fühlte ich mich frei, frei von Angst und frei vom Bösen. Die Spinne war fort, doch der Schmetterling war es auch. Ich verstand es nun. Ein Schmetterling wird erst zu etwas wunderschönem, wenn er sich als Raupe verpuppt und nach einiger Zeit aus seinem Kokon schlüpft. Doch um den Kokon zu verlassen, muss der Schmetterling bereit sein. Ich bin es nicht. Der Schmetterling war ein Zeichen dafür, dass ich mein Endstadium erreicht habe, doch das habe ich nicht. Ich bin in einem Kokon gefangen und dieser Kokon - ist Angst. Kategorie:Kurz Kategorie:Artikel ohne Bilder Kategorie:Kreaturen