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  • Der Abgrund des Wahnsinns
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  • Ich lese gerne Creepypastas. Obwohl viele davon gleich klingen, finde ich doch immer wieder eine beinahe masochistische Freude daran, mir selbst Angst einzujagen.Viele der Pastas beginnen mit einem Cheat, einem umsonst oder sehr billig erstandenen gebrauchten Spiel oder einem Mod, der einem von einer mysteriösen Person zugeschickt wurde.Nicht so meine Geschichte. Ich behaupte nicht, einzigartig zu sein. Es gibt viele wie mich, möchte ich meinen.Ich bin Modderin. Meine Mods sind größtenteils für die The Elder Scrolls Reihe, besonders Oblivion, da diese Reihe eine Menge Freiheit bietet.Es fing mit harmlosen Mods an. Rüstungen, Waffen. Dinge, die meinen Charakter stark und einzigartig machen sollten. Mein Hochmut und mein Ehrgeiz kannten keine Grenzen. Irgendwann wollte ich mehr.Ich wollte di
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  • Ich lese gerne Creepypastas. Obwohl viele davon gleich klingen, finde ich doch immer wieder eine beinahe masochistische Freude daran, mir selbst Angst einzujagen.Viele der Pastas beginnen mit einem Cheat, einem umsonst oder sehr billig erstandenen gebrauchten Spiel oder einem Mod, der einem von einer mysteriösen Person zugeschickt wurde.Nicht so meine Geschichte. Ich behaupte nicht, einzigartig zu sein. Es gibt viele wie mich, möchte ich meinen.Ich bin Modderin. Meine Mods sind größtenteils für die The Elder Scrolls Reihe, besonders Oblivion, da diese Reihe eine Menge Freiheit bietet.Es fing mit harmlosen Mods an. Rüstungen, Waffen. Dinge, die meinen Charakter stark und einzigartig machen sollten. Mein Hochmut und mein Ehrgeiz kannten keine Grenzen. Irgendwann wollte ich mehr.Ich wollte die Dinge, die ich meinem Charakter, einer bretonischen Assassine namens Opaque, geschenkt hatte, prüfen. Testen, wie viel sie aushielten. Ich wollte meine Grenzen austesten und mich selbst überflügeln.Wie dumm ich doch war.Es begann mit einem groben Konzept: Eine Quest, neue Monster, eines morbider und furchteinflößender als das nächste. Ich wollte diesen Mod so grausam, so blutig, so verstörend machen, dass Amnesia dagegen wie ein Spiel für Dreijährige aussähe.Wie bereits gesagt, ich war arrogant.Der Mod sollte für niemanden sein. Ich wollte ihn nicht veröffentlichen. Er sollte mein Meisterstück sein, das ich mit niemandem teilen wollte.Und so, eines frühen Abends im September, begann ich mit der Arbeit.Ich veränderte die bereits existierenden Monster und fügte neue hinzu. Bekannte Formen wurden verzerrt, bis sie größer und bedrohlicher wirkten. Ich bedeckte die Wände des Dungeons, den ich aufbaute, mit Blut und seinen Boden mit den Knochen toter Menschen. Doch das war noch nicht genug.Ich fügte eine leise Musik hinzu, durchwoben mit irrem Kichern, Weinen und hektischem Flüstern. Und diesen Ort der Verzweiflung und des Wahnsinns füllte ich mit den Kreaturen, die ich geschaffen hatte.Doch es waren nicht viele. Ich postierte sie im Schatten, wo man sie nicht so schnell sah, gab ihnen schnelle Angriffe. Sie waren versteckt. Sie waren mächtig. Sie waren tödlich. Und sie würden angreifen, sobald man in Sichtweite war.Sonst sah der Dungeon leer aus, und das war gut.Ich erinnere mich daran, wie ich mich für einen Moment zurücklehnte, um mein bisheriges Werk zu betrachten. Mein Meisterwerk. Nun galt es, diesen Ort in eine Geschichte einzuweben. Eine Geschichte voller Wahnsinn.Und rückblickend komme ich mir genau so vor. Wahnsinnig. Wahnsinnig, das alles geschaffen zu haben, obwohl ich mich zum Zeitpunkt des Geschehens wie eine Göttin gefühlt hatte.Ich beendete meine Arbeit für diesen Abend. Es war weit nach Mitternacht, ich hatte bereits mehrere Stunden lang an dem Mod gearbeitet. In dieser Nacht träumte ich von dem Dungeon. Ich rannte hindurch, meine Beine waren schwer wie Blei und vermochten mein Gewicht kaum zu tragen.Ich wollte schreien, doch alles, was meiner Kehle entfloh, war ein heiseres Krächzen. Und da waren sie.Im Schatten versteckt, genau dort, wo ich sie zurückgelassen hatte.Wahnsinnige Stimmen flüsterten, ohne Luft zu holen, ein einziger Singsang: „OpaqueAileenMutterSchöpferinMörderin....“ immer und immer wieder, unterbrochen nur von gelegentlichem Kichern.Die Kreaturen rührten sich nicht.Sie sahen aus wie Untote, und doch lebendig. Verwesende Haut spannte sich über gelblichen Knochen, lange, entblößte Fangzähne ragten aus weit aufgerissenen Mäulern. Die Augen von manchen von ihnen waren mit einer Schicht Haut überwachsen, andere hatten keine Augenlider, wieder andere hatten überhaupt keine Augen.Sie kamen auf mich zu, noch immer den Gesang wiederholend: „OpaqueAileenMutterSchöpferinMörderin....“ Ich erwachte am nächsten Morgen mit heftigem Herzklopfen. Doch ich schob den Albtraum darauf, dass ich mich am Vortag so sehr auf den Mod konzentriert habe. Trotzdem setzte ich mich, angesichts der Tatsache dass es Samstag war, nach dem Frühstück wieder an meinen PC und setzte meine Arbeit dort fort, wo ich in der Nacht zuvor aufgehört hatte. Nun ging es an die Geschichte. Es sollte etwas Besonderes, etwas ganz auf Opaque Zugeschnittenes sein.Die Geschichte sollte nach dem Ende der Questline der Dunklen Bruderschaft stattfinden und diese fortsetzen. So entschied ich, dass Opaque nach einem Weg suchen sollte, ihre "Geschwister" aus der Dunklen Bruderschaft wiederzubeleben.So streute ich in den Dungeon noch einige Hinweise. Eine mit Blut an eine Wand geschmierte Nachricht von Lucien, Gegenstände, die den anderen Geschwistern gehört hatten. Ich fügte auch noch Statusveränderungen hinzu, die den Geisteszustand des Charakters widergaben und von "leicht verstört" bis "wahnsinnig vor Angst" reichten, zusammen mit entsprechenden Effekten.Ich überarbeitete den Questlog und befand mein Werk für fertig. Wieder fiel mein Blick auf die Uhr. Es war halb drei Uhr Nachmittags, und ich hatte um neun Uhr morgens begonnen. Als ich für einen Moment wieder auf den Bildschirm sah, stand mit Blut auf einer der Wände in meinem Dungeon das Wort "Löschen", doch es verschwand so schnell wieder, dass ich es als Einbildung abtat.Nun war es Zeit für einen Testlauf. Ich ließ Opaque den Dungeon (den ich "Abgrund des Wahnsinns" genannt hatte) betreten und atmete tief durch, in dem angenehmen Wissen, dass ich ohnehin auf alles vorbereitet war.Doch etwas schien... nicht ganz richtig zu sein. Hin und wieder erschienen an den Wänden Nachrichten, die ich dort nicht platziert hatte. Unter anderem das "Löschen", das ich bereits einmal gesehen hatte.Obwohl ich diese Musik selbst eingefügt hatte, begann sie bald, an meinen Nerven zu zerren, doch ich schaltete sie nicht aus. Ich wollte die Erfahrung nicht ruinieren.Nach einigen Metern checkte ich den Status meines Charakters. Opaque war bereits "leicht verstört". Seltsam... dabei hatte ich doch noch überhaupt keinen der Punkte passiert, die diese Statusveränderungen triggern sollten.Ich zuckte mit den Schultern. bestimmt war das ein Bug, den ich übersehen hatte. Das würde ich später noch ausbügeln.Die unbeabsichtigten Nachrichten und die Statusveränderung beschäftigten mich so sehr, dass ich ohne es zu merken in Sichtweite eines meiner Monster geriet. Der Angriff traf Opaque, und ich sah sie zu Boden sinken.„Steh auf“, murmelte ich und drückte mehrmals die W Taste, wie ich es oft tat, wenn ich ungeduldig war. „Los, steh auf!“Doch sie stand nicht auf. Obwohl sie nur ein wenig Lebensenergie verloren hatte, blieb sie einfach liegen.„Mach keinen Scheiß!“ Langsam wurde ich wütend. Das war mein Mod! Meine Schöpfung! Und diese hatte sich mir nicht zu widersetzen!Das Monster näherte sich ihr. „OpaqueAileenMutterSchöpferinMörderin...“Ich nahm die Hand von der Maus, als habe ich mich verbrannt. Aileen war nicht mein Name, sondern der Name meines ersten Oblivion Charakters, eine Hochelfen-Magierin. Als ich das Interesse an Aileen verloren hatte, hatte ich mir einen Spaß daraus gemacht, zu sehen, auf wie viele verschiedene Arten ich sie im Spiel sterben lassen könnte. Ich hatte sie ertrinken, verbrennen, "Dank" ab 18+ Mods von Minotauren oder sogar Mehrunes Dagon vergewaltigen und von Atronachen zerquetschen lassen.Eine Nachricht erschien auf dem Bildschirm:„Tust du nun ihr an, was du mir angetan hast?“„Ai... leen...“Eine neue Nachricht tauchte auf:„Lässt du sie ertrinken? Verbrennen? Vergewaltigen?“„Nein...“Endlich veränderte sich der Chor der Stimmen. Doch es war keine Erleichterung. Nun war es ein schrilles Kreischen: „VerräterinLügnerinMörderin!“Ich hörte diesem Geschrei zu, gelähmt vor Angst, bis Oblivion abstürzte.Für einen Moment starrte ich den Desktop an, halb ohnmächtig vor Angst. Doch dann öffnete ich das Construction Set wieder und begann mit einem neuen Mod.Es war ein einfacher Mod. Nur ein Brief, den ich dort platzieren wollte, wo ich in meinem letzten Spielstand als Aileen stand. „Aileen,es tut mir leid, was geschehen ist. Ich könnte jetzt sagen, dass ich dachte, du wärst nur ein Haufen Daten, aber das ist eine gleichermaßen lächerliche wie grausame Ausrede. Die Wahrheit ist, dass ich arrogant bin, und grausam. Es tut mir leid, was ich dich habe durchmachen lassen.Es kann sein, dass du mir nicht vergibst. Um ehrlich zu sein, erwarte ich das auch nicht. Ich will nur, dass du weißt, dass es mir leid tut.“ Nach getaner Arbeit lehnte ich mich zurück, schloss das Construction Set und wartete.Wenig später öffnete sich Oblivion von selbst, und schon auf dem Startbildschirm erwartete mich folgende Nachricht: „Aileen hat dir vergeben. Sie wartet am üblichen Ort auf dich.“ Ich lud meinen Spielstand als Opaque und begab mich dorthin, wo ich den Brief platziert hatte: Direkt vor Bravil. Der Brief war nicht da, dafür aber ein lesbaren Grabstein (untypisch für Oblivion...), auf dem Stand: „Aileen, die HochelfeSie starb voller Schmerz, doch fand Erlösung in Vergebung“ Nun tauchte eine Wahl vor mir auf: "Möchtest du Blumen auf das Grab legen?Ja/Nein"Ich wählte Ja, und dann schloss sich das Spiel von selbst.„Es ist Zeit, ein neues Kapitel zu beginnen, Opaque“, sagte ich zu meinem Charakter, und für einen Moment schien es so, als würde sie mich anlächeln. Kategorie:Tod Kategorie:Videospiele Kategorie:Artikel ohne Bilder Kategorie:Mittellang