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  • Todesjunge
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  • Eisige Nachtluft blies ihm ins Gesicht, was ihn dazu veranlasste für einige Sekunden die Augen zu schließen, da diese zu Tränen begannen. Als er sie wieder aufriss, war Kevin verschwunden. Sein Herz machte einen Aussetzer und er blickte sich panisch nach links und rechts um, während die nahen Häuser noch näher zu rücken schienen. Einige Meter weiter erblickte er eine Gestalt, die gerade um die Ecke geschlichen kam. Sie war komplett in Schwarz gekleidet und hatte sein bleiches Gesicht, direkt auf ihn gerichtet. Es starrte ihn durch seine leeren, schwarzen Augenhöhlen an. Erstarrt vor Angst, war er nur noch dazu in der Lage ein paar Mal zu blinzeln. Erleichtert stellte er fest, dass ihm seine Phantasie einen Streich gespielt hatte.
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  • Eisige Nachtluft blies ihm ins Gesicht, was ihn dazu veranlasste für einige Sekunden die Augen zu schließen, da diese zu Tränen begannen. Als er sie wieder aufriss, war Kevin verschwunden. Sein Herz machte einen Aussetzer und er blickte sich panisch nach links und rechts um, während die nahen Häuser noch näher zu rücken schienen. Einige Meter weiter erblickte er eine Gestalt, die gerade um die Ecke geschlichen kam. Sie war komplett in Schwarz gekleidet und hatte sein bleiches Gesicht, direkt auf ihn gerichtet. Es starrte ihn durch seine leeren, schwarzen Augenhöhlen an. Erstarrt vor Angst, war er nur noch dazu in der Lage ein paar Mal zu blinzeln. Erleichtert stellte er fest, dass ihm seine Phantasie einen Streich gespielt hatte. Kevin schaute ihn verwirrt an, während er näherkam, „Wo bleibst du denn?“ Nachdem er Dennis näher betrachten konnte, fragte er irritiert, „alles in Ordnung bei dir? Du siehst aus als hättest du ein Gespenst gesehen.“ „J-ja… alles klar…“ stammelte Dennis, was seine Worte Lügen strafte. „Mach mir jetzt nicht schlapp, ok? Wir sind schließlich nicht zum Spaß hier.“ Da war Dennis sich zwar alles andere als sicher, aber trotzdem nickte er zur Bestätigung und raffte sich wieder zusammen. „Geht schon wieder, wir können weiter.“ „Gut.“ Erwiderte Kevin knapp und ging voran. Dieses Mal verlor Dennis nicht den Anschluss und lief mit eiligem Schritt hinterher. Nach wenigen Metern jedoch, beschlich Dennis erneut das Gefühl, dass sie hier nichts zu suchen hatten. Naturgemäß war er zwar eher vorsichtig veranlagt, aber keineswegs ein Feigling. Hier und heute, an diesem Ort jedoch, stimmte irgendetwas nichts. Nicht das er hätte sagen können, was das war. Jetzt wo sie schweigend nebeneinander durch die kalte, stille Nacht liefen, ließ er die Ereignisse der letzten Tage noch einmal Revue passieren. „Hast du etwa Angst?“ Das musste Dennis sich nicht bieten lassen, er wusste das Kevin ihn nur provozieren wollte – leider hatte er damit nur allzu oft auch Erfolg. „Nein, natürlich nicht! Ich halte es trotzdem immer noch nicht für eine gute Idee… ich meine, glaubst du wirklich, was dieser Junge erzählt?“ Dies würde sein letzter Versuch sein, Kevin vielleicht doch noch umzustimmen. Kevin schüttelte belustigt den Kopf, „natürlich nicht, aber trotzdem interessiert mich immer noch was dahintersteckt. Was soll das überhaupt, wir hatten diese Diskussion doch schon.“ „‚Neugier ist der Katze tot‘, wie es so schön heißt.“ Gab Dennis zu bedenken nicht, dass er hoffte damit irgendetwas zu erreichen. „Pah, du willst mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass du das Gewäsch des Jungen für bare Münze nimmst oder?“ Eigentlich tat er das tatsächlich nicht, dennoch war Dennis niemand der solche Möglichkeiten einfach komplett ausschloss… trotz dessen erwiderte er, „nein, tue ich natürlich nicht.“ „Na dann ist ja alles klar.“ Antwortete Kevin mit einem breiten Grinsen, „wir treffen ihn Samstag um Mitternacht, vor dem Haus.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Kevin und ließ Dennis alleine zurück. Die darauffolgenden Tage hatten sie über ihr Vorhaben nur noch wenig geredet. Sie sahen sich zwar jeden Tag in der Schule, aber Dennis hoffte irgendwie, dass Kevin das Thema einfach vergessen würde und Kevin, schien nicht bemüht darum dem noch irgendetwas beizufügen. Je näher der Stichtag rückte, desto nervöser wurde Dennis jedoch. Was wohl auch nur verständlich war. Wer folgte schon freiwillig einem fremden Jungen, in die Wohnung einer kürzlich verstorbenen um… ja, was eigentlich zu tun? Dennis war sich da immer noch nicht ganz im Klaren drüber und eigentlich wollte er es auch gar nicht wissen. Er war sechzehn Jahre alt, sackte zurzeit mächtig in der Schule ab und sollte eigentlich besseres zu tun haben, als seinem besten Freund blindlings ins Verderben zu folgen… Du musst einen kühlen Kopf bewahren, es wird schon nichts passieren! Vermutlich kommen wir nicht einmal in die Wohnung rein, oder es stellt sich raus, dass der Junge Kevin doch nur einen Streich gespielt hat. Der Junge… Dennis hatte bereits wieder seinen Namen vergessen. Er war erst vor kurzem an ihre Schule gewechselt. Nach dem was er gehört hatte, musste der Junge seine alte Schule verlassen, weil die Umstände unter denen er dort lebte, nicht mehr tragbar waren. Wenn er nicht von allen gemobbt und teilweise gar Gewalt an ihm angewandt wurde, so wurde er zumindest von allen gemieden und ausgeschlossen. Kein Wunder, bedachte man das er die Angewohnheit hatte, immer wieder plötzlich von der Bildfläche zu verschwinden und dann Tage später, in der Wohnung eines Toten gefunden zu werden. Er schien zwar nichts mit den Toden zu tun zu haben – sie waren ausnahmslos alle eines natürlichen Todes gestorben – aber warum er immer wieder an solchen Orten gefunden wurde, konnte er auch nicht erklären. Behandlungen schienen bei ihm nicht anzuschlagen, nach ärztlicher Meinung war er vollkommen in Ordnung. Bis dato hatte Dennis, dass alles nicht wirklich interessiert. Der Junge ging in eine andere Klasse als er und auf Gerüchte hatte er noch nie viel gegeben. Seitdem Kevin jedoch auf ihn getroffen ist, kam er nicht mehr drum rum, sich damit zu beschäftigen. „Ich wollte nur schnell auf die Toilette gehen“, hatte Kevin damals erklärt, „als ich eine der Kabinen betreten wollte, bemerkte ich das sie schon besetzt war. Der Junge stand da drin und starrte mich mit leerem Blick an, ich sag dir, ich habe mich vielleicht erschrocken! Jedenfalls hat er mich angesehen und angefangen zu sprechen, als wären wir gerade mitten in einem Gespräch gewesen. ‚Ich helfe den Toten, die sich ihres Schicksals nicht bewusst sind, oder es nicht akzeptieren können, ins Jenseits einzugehen. Bei meinem letzten Fall wurde ich gestört, ich brauche Hilfe. Komm am Samstag um Mitternacht zu dieser Adresse, wenn du bereit bist.‘ Das hat er gesagt.“ „Und dann hat er dir diesen Zettel in die Hand gedrückt und ist verschwunden?“ Dennis hörte die Geschichte schon zum zweiten Mal und konnte sie immer noch nicht richtig fassen. „Genau. Einfach weg. Als wäre nichts gewesen.“ Dennis schüttelte ungläubig den Kopf. Er wusste das Kevin noch nie viel auf das Okkulte gegeben hat, er glaubte nicht an Geister oder dergleichen. Dennis wiederum war sich nicht ganz sicher, er hatte zwar nie welche gesehen und auch sonst nie übernatürliche Ereignisse miterlebt, aber er wollte die Möglichkeit auch nicht einfach ausschließen. Wer wusste schon, was in ihrer Welt alles vor sich ging? „Du willst das nicht wirklich tun, oder?“ Dennis hoffte inständig, das Kevin „nein, natürlich nicht“, sagen würde, aber natürlich sollte sein Wunsch nicht in Erfüllung gehen. „Doch natürlich, der Junge hat mich schließlich um Hilfe gebeten.“ Noch bevor Dennis erwidern konnte, seit wann Kevin so etwas interessieren würde, fuhr dieser fort. „Außerdem sind wir vielleicht die ersten die jemals erfahren, was es mit dem Jungen und den ganzen Geschichten auf sich hat.“ „Ich hätte es wissen müssen…“ hatte Dennis damals gesagt und damit war es besiegelt gewesen.