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  • Bühnenspiel: Mord in bester Gesellschaft
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  • Erich: „Trudi, sag ehrlich... hab ich unsre Tochter, dir in so vielen Punkten ähnlich, jemals schlecht behandelt?“ Trudi: „Nein, Mann, das hast du nie. Deine Hingabe rührte selbst mich zuweil zu Tränen.“ Erich: „Und doch ist sie fort.“ Trudi: „Ja, sie ist fort. Das stimmt wohl.“ Trudi (greift nach der Hand ihres Gemahls): „Aber ob dies deine Schuld sei oder meine, noch viel eher ist es seine. Weder du, noch ich, wir beide nicht, wir konnten nichts dagegen tun.“ Trudi: „Ach, die Zeit zurück... Das Kind zurück, das Arme. Ein Unrecht war's, was ihr geschah, ein wahres Unrecht.“
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  • Erich: „Trudi, sag ehrlich... hab ich unsre Tochter, dir in so vielen Punkten ähnlich, jemals schlecht behandelt?“ Trudi: „Nein, Mann, das hast du nie. Deine Hingabe rührte selbst mich zuweil zu Tränen.“ Erich: „Und doch ist sie fort.“ Trudi: „Ja, sie ist fort. Das stimmt wohl.“ Trudi (greift nach der Hand ihres Gemahls): „Aber ob dies deine Schuld sei oder meine, noch viel eher ist es seine. Weder du, noch ich, wir beide nicht, wir konnten nichts dagegen tun.“ Erich (drückt die Hand seiner Frau): „Mag sein, Frau, doch bin ich mir bewusst: Ein Unrecht war mein Verhalten. So wahr Gott mir helfe, würde ich die Zeit zurückdrehen wollen und nur allzu gern verhindern, was ich da sagte.“ Trudi: „Ach, die Zeit zurück... Das Kind zurück, das Arme. Ein Unrecht war's, was ihr geschah, ein wahres Unrecht.“ Trudi: „Nun sag mir doch, was ist das hier? Der Stuhl, stehend als würd' er warten? Auf was wartet der Stuhl denn so geduldig?“ Erich: „Er wartet auf einen Hintern, der ihn seinem Zweck zukommen lässt, ein weit'res Mal. Kann unser Kind ihn doch nie mehr benutzen...“ Trudi: „Du hast Besuch für uns? Das ist doch... Und du sagst es mir nicht, nach so langer Zeit der Ehe? Nun sprich, Mann, wer ist es, der uns besuchen kommt?“ Erich: „Es ist (seufzt) der Mörder, der Eltern seine Kinder raubt. Der Abschaum ist es, das Scheusal, das ich in unser Haus geladen.“ Trudi (entgeistert): „Um des Himmels guten Herrn, wie kommst du dazu, diese Bestie in unser Haus zu senden?“ In diesem Moment ertönt ein Klopfen, wie an einer Tür Trudi und Erich (gleichzeitig): „Das wird er sein.“ Erika: „Hallo, mein Freund. Wie geht’s, wie steht's?“ Franz: „Es könnte durchaus besser sein. Die Schule zerrt an mir wie ein Gewicht an einem Faden aus feinster Seide, und nervig ist sie obendrein. Doch was beklag' ich mich. Wie geht es dir? Erika: „Nimms nicht so schwer, die Nacht ist vor der Dämmerung am finstersten. Mir, nun, es geht mir gut. Auch wenn mich eine Sache stört oder zwei, hab ich doch meine Freude.“ Franz: „Was ist es denn, was dich so stört? Lieg' ich recht, wenn ich vermute, dass...?“ Erika: „Du sprichst wohl von...?“ Franz: „Jawohl, ganz recht. Von dem spreche ich. Ach, wo man den Teufel mal beim Namen nennt, da kommt er schon.“ Ein anderer Junge namens Tilo kommt hinzu, setzt sich neben Erika auf die Bank und rückt nah an sie heran. Ihr ist es sichtlich unangenehm, doch sie lässt ihn gewähren. Tilo: „Mein Schatz, da bist du ja. Du musst nicht vor mir fliehen, ich hab dich doch so gern.“ Franz: „Nun, das scheint sie jedoch wenig zu interessieren. Fängt sie doch schon bei deinem bloßen Anblick an zu grummeln. Verstehen kann ich es ja, bei der Visage, die dein Gesicht darstellt.“ Tilo (wütend): „Nach deiner Meinung frag ich später, du... Misch dich nicht in Angelegenheiten ein, die dich nicht interessieren.“ Franz: „Es interessiert mich wohl, wenn es in meiner Nähe geschieht. Also beschwer' dich nicht, sondern mach, dass du Land gewinnst.“ Tilo: „Was fällt dir ein? Ich werd' dir bei Gelegenheit zeigen, was ich von dir halte! Wart's nur ab.“ Tilo springt auf und läuft wutschnaubend von der Bühne. Erika: „Das war nun wirklich nicht die feine Art. Das hätte sich doch netter machen lassen.“ Franz: „Fürwahr, das mag stimmen, doch seh ich immer blutig Rot, wenn ich sein Gesicht erblicke. Nur zu gerne würd' ich sehen, wie es nach einem kleinen Kampf aussehen würde. Ich stelle mir grad' einen Kuhfladen vor...“ Erika (lacht): „Ach du. Sag mir doch lieber, was du von meinem Vorschlag hältst: Eine Freundin von mir, eine Volljährige, gibt bald eine Party. Mit netten Leuten, viel zu trinken. Schnaps wird fließen, auf das wir darin baden, sagte meine Freundin. Und für dich sind sicher nette Mädchen mit dabei.“ Franz (seufzt): „Das Angebot ist fürwahr verlockend, doch lässt die Schule mich nicht gewähren. Woran ich arbeiten muss: Mathematik, Volkswirtschaftslehre... und allein dafür benötige ich Zeit, die ich nicht hätte, würde ich dein Angebot in Anspruch nehmen. Doch glaub mir, auch ohne mich wird dir Spaß nicht vergönnt bleiben.“ Freund: „Sorry, Erika, wir müssen da lang.“ Erika: „Und ich nach dort. Aber gut, ich schaff das schon“ Freundin: „Aber es ist doch dunkel. Was, wenn du nun angegriffen würdest?“ Erika: „Ich passe halt auf mich auf. Auf wiedersehen, ihr zwei.“ Tilo: „Erika, mein Herz, meine Liebste. Wie sehr hab ich dich vermisst. Was hat mein Herz geschmerzt...“ Erika (stößt ihn von sich): „Ah... Was willst du? Wie oft schon hab ich dir gesagt, dass ich dich nicht ausstehen kann? Bleib fern von mir.“ Tilo: „Das kann ich nicht glauben und will es auch nicht. Du bist mein, du liebst mich. Ich weiß es doch. Wir sind geschaffen füreinander. Und niemand kann uns davon abhalten, auch dieser Franz nicht.“ Erika: „Du bist verrückt, mehr nicht. Lass mich in Frieden, du gehst mir auf die Nerven. Hau ab!“ Tilo: „So ist das... Also doch.“ Tilo: „Wenn ich dich schon nicht haben kann, dann soll dich niemand haben. Hörst du!? DANN SOLL DICH NIEMAND HABEN!!!“ Tilo: „Nun sagen Sie, aus welchem Grund haben Sie mich hergebeten?“ Erich: „Aus einem einfachen Grund: Der Ermordung unserer Tochter. Was ist dir darüber bewusst?“ Tilo: „Nur, was in der Zeitung stand. Ich habe wohl getrauert um dieses Mädchen, das sinnlos dahinschied'...“ Trudi: „Lieber Herr im Himmel, warum tust du das?“ Erich: „Das ist dir doch bekannt. Der nette Junge, Franz war sein Name, hat uns doch alles erzählt. Seine Worte... ich traue ihnen mehr als diesem Mörder zu meinen Füßen.“ Trudi: „Und was geschieht nun? Mann, was hast du für jetzt geplant?“ Erich: „... Frau... Hole mir bitte den Kanister aus der Kammer. Den großen roten, wenn du magst...“ Das Publikum klatscht, ein wahrhaft wilder Applaus. Sie sind so mitgerissen, dass sie die Hitze nicht zu spüren scheinen. Der Gestank von Rauch, brennendem Holz und Fleisch verpestet die Luft. Und erst als die Flammen auf das Publikum übergreifen, erkennen die Zuschauer, dass nichts an diesem Stück gespielt war. Kategorie:Mittellang Kategorie:Mord Kategorie:Artikel ohne Bilder Kategorie:Konversationen Kategorie:Schockierendes Ende