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  • Violett's Liste
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  • Es war ein kalter Spätsommertag und dichter Nebel hing über den Straßen. Am Ende einer alten Landstraße stand eine Doppelhaushälfte, die Fassade wirkte durch den Nebel grau und farblos. In den oberen Fenstern brannte Licht, laute Stimmen waren durch die geöffneten Fenster zu hören. Auf der anderen Straßenseite saß Violett in einem großen Baum. Sie lehnte mit dem Rücken am Stamm, niemand würde sie hier oben sehen. Es war kalt, doch ihr langer, indigoblauer Mantel hielt sie warm. Neben ihr auf einem dicken Ast lag Oskar, ihr einziger Freund. Er war ein tiefschwarzer Panter, und seine bernsteinfarbenen Augen beobachteten das Haus gegenüber. Violett lauschte den Stimmen, die zu ihnen hinüber wehten. „Du mieses, besoffenes Schwein! Jeden Abend das gleiche!“ Diese Stimme gehörte eindeutig einer
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  • Es war ein kalter Spätsommertag und dichter Nebel hing über den Straßen. Am Ende einer alten Landstraße stand eine Doppelhaushälfte, die Fassade wirkte durch den Nebel grau und farblos. In den oberen Fenstern brannte Licht, laute Stimmen waren durch die geöffneten Fenster zu hören. Auf der anderen Straßenseite saß Violett in einem großen Baum. Sie lehnte mit dem Rücken am Stamm, niemand würde sie hier oben sehen. Es war kalt, doch ihr langer, indigoblauer Mantel hielt sie warm. Neben ihr auf einem dicken Ast lag Oskar, ihr einziger Freund. Er war ein tiefschwarzer Panter, und seine bernsteinfarbenen Augen beobachteten das Haus gegenüber. Violett lauschte den Stimmen, die zu ihnen hinüber wehten. „Du mieses, besoffenes Schwein! Jeden Abend das gleiche!“ Diese Stimme gehörte eindeutig einer Frau. Jetzt meldete sich der Mann wieder, eindeutig schwer betrunken: „Halt endlich die Klappe, du dumme Gans!“ Ein Klatschen, die Frau schrie auf. Jetzt wurde es langsam still, doch Violett hörte durch ihre ungewöhnlich guten Sinne das leise Wimmern der Frau. Oskar neben ihr hob den Kopf und fletschte die mächtigen Zähne. Violett hob die Hand und strich beruhigend über den massigen Kopf. Leise murmelte sie: „Bald, mein Freund, bald...“ Ein paar Stunden später waren Violett und Oskar wieder zuhause. Sie wohnten in Violetts altem Elternhaus. Es war groß, alt und wirkte prunkvoll. Violett verachtete es bloß. Es war früher Morgen, und Violett trug ihren Morgenmantel, als sie durch das Haus schlenderte. Oskar strich lautlos neben ihr her. An den Wänden hingen lebensgroße Puppen,die Augen waren durch Glasperlen ersetzt. Blut befleckte ihre Kleidung. All diese Puppen waren früher Mörder, Verbrecher und andere fiese Gestalten. Ein Lächeln schlich sich auf Violetts Lippen und erst jetzt merkte sie, dass sie in der Eingangshalle stand. Mit abschätzigem Blick betrachtete sie das riesige Bild ihrer Eltern, das über dem Kamin hing. Violett ging in die Küche und begann ihre vielen verschiedenen Messer zu schärfen. Ihr Blick wanderte zu einer langen Liste an der Wand. Viele Namen standen darauf, alle außer der Letzte waren durchgestrichen. Violett fing an zu kichern und Oskar legte sich laut schnurrend unter den Tisch. Als die Sonne begann, hinter dem Haus zu versinken, stand Violett in der Eingangshalle. Jetzt war es Zeit. Oskar sah zu ihr und Violett nickte. Sofort sprang die mächtige Raubkatze auf und stürmte durch die geöffneten Eingangstüren in die Dunkelheit. Violett lauschte den Geräuschen des Abends. Vögel zwitscherten,Grillen zirpten und kleine Tiere raschelten durch den angrenzenden Wald. Ihr langer,blauer Lieblingsmantel wehte sanft um ihre Füße,als sie sich in den massigen,schwarzen Sessel neben den Kamin setzte. Es dauerte nicht lange, bis sie Schritte und ein Schleifen hörte. Oskar war wieder da und er schleppte jemanden mit sich. Violett stand auf und Oskar legte den bewusstlosen Mann vor den Kamin. Violett hob ihn auf und setzte ihn in einen Sessel. Mit Seilen fesselte sie seine Arme und Beine. Da der Kerl wahrscheinlich erst mal nicht aufwachen würde, ging sie in die Küche und kochte Tee. Als sie wieder kam, stöhnte der Mann und schlug die Augen auf. Lächelnd ließ sie sich in ihren Sessel nieder und stellte das Tablett ab. Der Typ ihr gegenüber schnappte nach Luft und krächzte: „He, wo bin ich? Was 'n hier los?“ Sein Blick fand den von Violett und er brüllte: „Was soll der Scheiß?“ Oskar, der bis eben neben Violetts Sessel geschlafen hatte, knurrte warnend, doch Violett hob die Hand. „Schon gut,Oskar. Du kennst das doch inzwischen.“ Sie wand sich wieder ihrem Gast zu. Ruhig sagte sie: „Nun... Sie sind, wenn ich es ganz rüde ausdrücken soll, entführt worden.“ Der Mann sah sie zweifelnd an und meinte: „Hat dich meine bekloppte Frau angesetzt? War ja klar das sie nich mal das hinkriegt, du bist höchstens 16!“ Violett lachte leise. „Ihre Frau hat nichts damit zu tun, sie selbst haben sich dies zuzuschreiben!“ Sie nahm einen Schluck Tee. Schließlich stand sie auf und zog einen Schürhaken aus dem knisternden Kamin. „Nun, es wird Zeit!“ Violett ging auf den zappelnden Mann zu und legte seinen Arm frei. Sie setzte das glühende Eisen an und zog es durch die Haut. Auf das Brüllen ihres Gastes achtete sie gar nicht. Alls sie fertig war, betrachtete sie lächelnd ihr Werk. In glühend roter Schrift stand da: 'Traummörder'. Der Mann keuchte und spuckte. „Wieso machst du das?“ Violett sah dem Mann direkt in die Augen und zischte: „Weil du ein mieses Schwein bist, das alle Träume seiner Familie brutal zerschlagen hat!“ Mit diesen Worten griff sie nach einer Zange und riss ihm jeden Fingernagel einzeln raus. Jetzt war der Mann schon ziemlich angeschlagen. Violett richtete sich noch mal auf, legte den Kopf schief und lächelte: „Ich würde wirklich gern weitermachen, aber meine Puppen sollen ja auch noch gut aussehen!“ Mit diesen Worten griff sie nach einem Messer und schnitt den Bauch von oben nach unten auf. Der halb tote Mann konnte nur noch leise wimmern, während Violett die Innereien herauszog und Oskar hinwarf. Der Panther fraß sie mit Freuden. Als letztes war das Herz dran. Violett sah dem Mann in die Augen, als sie es herausriss. Es dauerte ein paar Stunden, doch schließlich hatte einen neue Puppe den Weg in Violetts Sammlung gefunden. Sie stand jetzt in einer Ecke neben dem Kamin und ihre Glasaugen starrten geradeaus. Violett ging in die Küche und zu der Liste an der Wand. Sie hob die Hand und strich mit dem Blut, das noch an ihren Fingern klebte, den letzten Namen durch. Sie hatte keine Zeit, das Blut aus dem Mantel zu waschen. Sie verschwand mit Oskar in Richtung Stadt, auf der Suche nach neuen Namen für die Liste... Kategorie:Mittellang Kategorie:Artikel ohne Bilder Kategorie:Mord