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  • Monsterjäger
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  • Wisst ihr, was das Schlimme an Monstern ist? Es ist nicht etwa ihr Aussehen, wie manche vielleicht denken werden. Es ist, wie sie nicht aussehen. Ihre Tarnung. Ein gutes Monster erkennt man daran, dass man es nicht erkennt. Oh ja, es gibt gruselige Monster. Kreaturen, die man nur aus Filmen kennt, mit zottigem Fell oder schuppigem Panzer; kleine Dämonen und solche, die kein Gesicht unter ihrer Kapuze verbergen. Sie mögen schreckenerregend aussehen. Aber wirklich gefährlich sind nur diejenigen, die sich tarnen. Verstecken. Nicht erkannt werden wollen. Es gibt eine alte Regel: Je gefährlicher das Monster, desto besser seine Tarnung.
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  • Wisst ihr, was das Schlimme an Monstern ist? Es ist nicht etwa ihr Aussehen, wie manche vielleicht denken werden. Es ist, wie sie nicht aussehen. Ihre Tarnung. Ein gutes Monster erkennt man daran, dass man es nicht erkennt. Oh ja, es gibt gruselige Monster. Kreaturen, die man nur aus Filmen kennt, mit zottigem Fell oder schuppigem Panzer; kleine Dämonen und solche, die kein Gesicht unter ihrer Kapuze verbergen. Sie mögen schreckenerregend aussehen. Aber wirklich gefährlich sind nur diejenigen, die sich tarnen. Verstecken. Nicht erkannt werden wollen. Es gibt eine alte Regel: Je gefährlicher das Monster, desto besser seine Tarnung. Dafür gibt es uns Monsterjäger. Ich bin einer von ihnen, solange ich mich erinnern kann. Schon als kleines Kind erkannte ich, dass die Welt voller Abscheulichkeiten steckt. Einfache Menschen, wie der Nachbar von nebenan entpuppten sich als bloße Hülle, der vertrauenerweckende Doktor wird zum sadistischen Teufel. Mein erster Kontakt zu Monstern geschah durch meine Kindergärtnerin. Und um diese Frage gleich von vorneherein zu beantworten: Nein, sie war kein Beschützer…kein Monsterjäger. Sie war das Monster. Es waren nur kleine Augenblicke, Sekundenbruchteile in denen ein geschultes Auge ihr wahres Wesen erkennen konnte. Sekundenbruchteile, wie etwa als sie aus ihrem Büro trat und ihre weit aufgerissenen Augenlider erkennen ließen, dass sie ihr Gesicht nicht richtig ‚angezogen‘ hatte. Ihr fragt, woher ich das sicher wissen kann. Ganz einfach: Ich habe es gesehen. Das alles tritt mir heute wie die Episode eines Filmes vor Augen. Gerade habe ich einen Auftrag am Laufen und sitze deswegen in der Wohnung eines Monsters. Keine Sorge, ich habe die Kreatur genau über mehrere Wochen beobachtet und fast alles über sie herausgefunden. Auf den ersten Blick erscheint sie wie eine ganz normale junge Frau, aber inzwischen bin ich mir sicher, dass es sich bei ihr um eines der gefährlichen Monster handelt, falls ihr versteht. Ein getarntes. Das Problem mit den Monstern ist es, dass auch sie dazulernen. Es gibt heutzutage viel weniger ungetarnte als getarnte von ihnen. Einer der Gründe, wieso auch mein Mentor mich für eines hielt, damals als ich noch ein kleiner Junge war: Ich muss Glück gehabt haben. Er brach ab. Im Mondlicht sah ich Schweißperlen auf seiner Stirn glänzen. Später ist mir klar, dass das der Satz war, der wahrscheinlich alles veränderte. Meine Lehre bei ihm besiegelte. Ihn zu meinem Mentor machte. Monsterjagd ist ein Job, der oft mit dem Risiko verbunden ist… [An dieser Stelle muss ich leider abbrechen. Ich schreibe das Geschehene auf, nachdem es passiert ist] Auf einmal höre ich das Quietschen einer Türangel. Panisch schaue ich auf meine Uhr: 20:13 Uhr Das kann nicht sein! Die Zielperson kehrt Freitagabends immer erst nach zweiundzwanzig Uhr heim! Ich schnappe meinen Laptop, klappe ihn zu und schaue mich verzweifelt nach irgendeinem Versteck um. Es ist eine aufgeräumte Wohnung. Monster legen viel Wert darauf ihr menschliches Gegenstück genauestens nachzuahmen. Das heißt für mich gibt es nur wenige Plätze wo ich mich verstecken kann: Wohnzimmer: zu wenig Platz, hinter der Couch vielleicht. Versteck: äußerst unsicher Küche: zu klein, Versteck: unter der Spüle möglich. Risiko entdeckt zu werden: hoch Ein alter Geheimtipp unter uns Monsterjägern: Das Schlafzimmer: Mögliches Versteck: Unter dem Bett, im Schrank, beide sehr gut Besonderer Pluspunkt: Einfache Ermordung des Opfers möglich Jetzt muss es schnell gehen. Ich höre bereits, wie der Schlüssel ins Schloss gesteckt wird. Ich entscheide mich für den Schrank. Nun heißt es warten… Endlich! Die Zielperson ist eingeschlafen. Es ist eine junge Frau, Mitte zwanzig, leicht angetrunken. Das scheint einfacher zu werden, als ich gedacht hatte. Oder ist das etwa eine Falle? Langsam öffne ich den Schrank. Er ist gut geölt, es gibt kein Geräusch. Da liegt die Frau, schnarchend auf ihrem Bett. Oder ist sie hellwach? Es gilt bei den Monsterjägern die Faustregel: Ist die Tarnung gut, dann sei auf der Hut. Es geht bei dem Ganzen eigentlich nur um eines: Überleben. Monster überleben lange, wenn sie sich eine gute Tarnung zulegen. Die Tarnung ist auch gleichzeitig ein Hinweis auf die Intelligenz und somit die Überlegenheit des Monsters. Bei der Tarnung der jungen Frau kann ich keinen Fehler entdecken. Vielleicht habe ich Glück und mir geht heute ein fetter Fisch ins Netz. Vielleicht aber auch nicht. Ich muss auf der Hut sein… Das Messer in der Rechten schleiche ich mich auf das Opfer zu… Ein kurzer Stich, das Messer saust herab… Und vorbei ist ein weiteres Monsterleben. Mit der Taschenlampe überprüfe ich ob sie wirklich tot ist. Es scheint so. Zufrieden mit mir selbst verlasse ich das Haus und begebe mich in die Nacht hinaus. Monster gegen Monsterjäger. Der Kampf geht weiter. Es geht bei dem Ganzen eigentlich nur ums Überleben. Jetzt wisst ihr, was das Schlimme an Monstern ist: Ihre Tarnung. Ein gutes Monster erkennt man daran, dass man es nicht erkennt. Oh ja, es gibt gruslige Monster. Kreaturen, die man nur aus Filmen kennt, mit zottigem Fell oder schuppigem Panzer; kleine Dämonen und solche, die kein Gesicht unter ihrer Kapuze verbergen. Sie mögen schreckenerregend aussehen. Aber wirklich gefährlich sind nur diejenigen, die sich tarnen. Verstecken. Je besser die Tarnung desto gefährlicher das Monster. Und was wäre eine bessere Tarnung als ein Monsterjäger… Kategorie:Kreaturen Kategorie:Mord Kategorie:Tod Kategorie:Artikel ohne Bilder Kategorie:Objekte Kategorie:Mittellang Kategorie:Schockierendes Ende