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  • Die Kette
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  • Während der Wind mir in die Haare weht, sodass diese auf meiner nackten Haut kitzeln, überlege ich, was ich hätte anders machen können. Ich komme zu dem Entschluss, dass ich gar nichts an der Situation hätte ändern können. Ich habe mich so entschieden, wie ich es für richtig hielt und… nun muss ich mit den darauf folgenden Konsequenzen leben. Der Tod will mich mitreißen, mein Körper ist doch erschlafft. Warum bin ich dann noch immer in diesen Wellen? Wut packt mich. Ich will das nicht mehr. Ich will endlich meine Ruhe finden! Und ich kann keine Zeugen gebrauchen. Auch dich nicht.
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  • Während der Wind mir in die Haare weht, sodass diese auf meiner nackten Haut kitzeln, überlege ich, was ich hätte anders machen können. Ich komme zu dem Entschluss, dass ich gar nichts an der Situation hätte ändern können. Ich habe mich so entschieden, wie ich es für richtig hielt und… nun muss ich mit den darauf folgenden Konsequenzen leben. Ich lächele und streiche mir die Strähnen aus dem Gesicht hinters Ohr. Dann breite ich die Arme aus und lasse mein dünnes Top im Wind flattern. Meine Jeans presst sich eng an meine Beine, es fühlt sich beinahe so an, als würde jemand sich an meine Beine krallen, aber ich weiß, dass das nicht passieren wird. Nicht mehr. Ich stoße ein lautes Gelächter aus und stoße mich vom Felsen ab, lasse mich von der Schwerkraft hinunterziehen und kneife die Augen im ersten Moment zu. Doch dann öffne ich sie doch wieder. Ich will meinem Tod ins Gesicht sehen, ich will sehen, wie ich dem Wasser, das scharf an die Kanten der Klippen schlägt, immer näher komme, bis es mich schließlich verschluckt. Der Druck presst jegliche Luft aus meinem Körper und ich beginne vorerst zu zappeln, denn Panik überkommt mich. Doch meine Kraft lässt nach und ich begreife, dass es aussichtslos ist. Ich erstarre und werde ruhiger. Dann öffne ich den Mund und stoße den letzten Rest Luft aus meinem Körper. Das Wasser nimmt unverzüglich den neuen freien Platz in meinen Lungen ein und mein Körper erschlafft in der Flut… “Mann, ich habe echt keine Lust mehr darauf!”, schreie ich meine ehemalige beste Freundin an und stampfe mit dem Fuß auf. “Lass mich endlich ALLEINE!” Sie verschränkt die Arme vor der Brust, schnaubt lautstark auf und wendet mir dann endlich den Rücken zu. Ich sehe ihr nach, umfasse die Kette in meiner Hand fester, bis das Metall des Kreuzes sich in meine Haut bohrt und ich locker lassen muss. Michelle geht auf die andere Straßenseite und steigt dort in ein Taxi, dann fährt sie weg. Ich sehe ihr ausdruckslos nach und seufze dann zufrieden, als sie weg ist. Schon den ganzen Tag, auch die Tage zuvor, meinte sie immer, dass sie mich anmeckern müsse und mich vor irgendwelchen Dämonen warnen müsse. Dieses Mädchen ist doch total krank! Sie lässt mich einfach nicht mehr in Ruhe, seitdem ich diese Kette habe. Ich habe sie auf diesem Flohmarkt letzte Woche gekauft und zur Arbeit getragen, da war sie ihr das erste Mal aufgefallen. Zu Beginn hatte sie nichts gesagt, doch nach zwei Tagen kam sie dann zu mir und wollte mit mir sprechen. Ich wollte sie nicht sehen, doch sie bestand darauf und so willigte ich doch ein und folgte ihr in den Abstellraum. “Du musst die Kette loswerden! Sie ist verflucht!” Michelle war ganz aufgeregt, schaute sich immer wieder nervös um und kaute auf ihrer Lippe rum. Ich sah sie erstaunt an. “Was ist denn los? Du bist doch nur wieder eifersüchtig!” Michelle schüttelte den Kopf, hektisch. “Nein! Nein! Glaube mir! Ich will dir doch nur helfen, bitte!” Tränen schossen in ihre Augen, doch ich schob sie weg. “Nein. Ich glaube dir kein Wort!” Ich schrie sie an und lief dann ohne ein weiteres Wort weg. Seitdem versuchte sie es immer wieder, aber ich ignoriere sie jetzt schon seit vier Tagen oder schicke sie immer wieder fort, wie heute. Sie ist wirklich hartnäckig, das kenne ich auch gar nicht von ihr. Ich starre auf die Kette und mir wird für einen Moment schwindelig. Es war doch richtig nicht mehr auf sie zu hören, oder nicht? Sie hatte mich betrogen, hatte mir meinen Ehemann weggenommen und mich Jahrelang angelogen. Ich wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben. So einfach war das! Plötzlich ziehen sich die Kette um meinen Hals zusammen und schnüren mir die Luft ab. Ich zerre an dem Band, versuche sie abzumachen, würge immer wieder. “Hil-fe”, dringt ein erstickter Laut aus mir heraus, aber keiner beachtet mich, obwohl es hier von Menschen wimmelt. Was ist plötzlich los?Ich schnappe nach Luft, jedoch bringt mir das alles nichts mehr. Mir wird schwarz vor Augen. Als ich wieder erwache bin ich in einem Zimmer. Das ergibt doch keinen Sinn. Warum bin ich jetzt hier, was ist überhaupt passiert? Ich richte mich auf und bemerke, dass ich auf einem Bett liege und sich um mein Handgelenk eine Kette schließt. Ich beginne zu schreien. Meine Kreuz-Kette liegt weiter vor mir auf dem Boden. Drumherum ist ein Salzkreis gestreut. Ich starre darauf, schüttele den Kopf. Plötzlich geht die Tür in dem schmuddeligen kleinen Zimmer auf und Michelle tritt ein. Sie wirkt plötzlich ganz anders, ist todernst. “Was soll das?”, verlange ich zu wissen, doch sie ignoriert mich und tritt auf die Kette zu. Sie hat einen Trog in ihrer Hand und schüttet den Inhalt über die Kette. Ich reiße die Augen auf, da erfasst mich ein stechender Schmerz und ich beginne zu fauchen, reiße mich von der Kette los. Ich grabe Michelle meine Zähne in den Hals und schubse sie weg. Sie fällt auf den Boden, sagt laut irgendwelche Sätze, doch diese interessieren mich nicht. Ich trete die Flucht an und laufe hinaus. Ich bin auf einer Klippe. Dieser Ort ist wunderschön, doch ich höre nur das drängende Geräusch der Wellen, die gegen die Klippen schlagen. Ich laufe auf den Felsrand zu und bleibe dort stehen. Michelle ruft hinter mir irgendetwas. Ich höre ihr nicht mehr zu, nein ich springe. Der Tod will mich mitreißen, mein Körper ist doch erschlafft. Warum bin ich dann noch immer in diesen Wellen? Wut packt mich. Ich will das nicht mehr. Ich will endlich meine Ruhe finden! Doch bis dahin ist es ein weiter Weg und ich muss alles zerstören, was mich belastet. Und ich kann keine Zeugen gebrauchen. Auch dich nicht.