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  • Schrecken der Nachtschicht
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  • Manche Sachen sind verstörend. Sie ergeben überhaupt keinen Sinn. Dies hier ist eine von ihnen. Es ereignete in der Nacht zum Montag, dem 18. Juli des Jahres 2016. Ich arbeite als Pfleger am Sankt Augustinus Krankenhaus in Bad Salzleben. An diesem Sonntag um 21:30 trat ich meine Nachtschicht an. Die Übergabe, in der mir die aktuellen Zustände der Patienten erklärt wurden, fiel kurz. Normalerweise sind auf dem Pflegerstützpunkt zur Nachtschicht immer zwei Pfleger. Einer von meiner Station 3b und einer von der Nachbarstation 3d. Da aber noch Wochenende war, war die Station 3d geschlossen, und ich war auf mich allein gestellt. Der Gang von der 3d war komplett dunkel.
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  • Manche Sachen sind verstörend. Sie ergeben überhaupt keinen Sinn. Dies hier ist eine von ihnen. Es ereignete in der Nacht zum Montag, dem 18. Juli des Jahres 2016. Ich arbeite als Pfleger am Sankt Augustinus Krankenhaus in Bad Salzleben. An diesem Sonntag um 21:30 trat ich meine Nachtschicht an. Die Übergabe, in der mir die aktuellen Zustände der Patienten erklärt wurden, fiel kurz. Normalerweise sind auf dem Pflegerstützpunkt zur Nachtschicht immer zwei Pfleger. Einer von meiner Station 3b und einer von der Nachbarstation 3d. Da aber noch Wochenende war, war die Station 3d geschlossen, und ich war auf mich allein gestellt. Der Gang von der 3d war komplett dunkel. Nach der Übergabe machten sich die PflegerInnen der Spätschicht für den Nach-Hause-Weg fertig. Wir verabschiedeten uns und sie gingen nach Hause. Keine zehn Minuten später klingelte es aus Zimmer 5. Ich ging zum Zimmer schaute rein und sah, dass ein Patient im Sterben lag. Er schluchzte, prustete und hustete. „Helfen Sie ihm!“, rief der andere Patient. Ich betätigte die Notruftaste und ein Arzt wurde zur Hilfe gerufen. Wenige Augenblicke später verstarb der Patient. Als er aufhörte zu schluchzen fühlte ich seinen Puls. Er hatte keinen mehr. Ich rannte zum Geräteraum und holte ein Beatmungsgerät um ihn zu reanimieren. Dann kam glücklicherweise der Arzt zu Hilfe. Ich beatmete ihn und er gab ihm eine Herzmassage. Leider ohne Erfolg. Nach zehn Minuten zog ich ihm mit Tränen im Gesicht die Decke über den Kopf. Ich kenne den Patienten jetzt schon fast zwei Wochen. Er hatte irreparablen Krebs an dem er nun verstarb. „Mein Beileid“, vertröstete mich der Arzt. Wir schoben den Leichnam auf die andere Station. Auf Zimmer 13. In der Nacht sollte bis 4:00 nichts außergewöhnliches mehr passieren. Hin und wieder sollte ich ein paar Patienten lagern um ein Dekubitus zu vermeiden. Um 4:00 wär ich fast eingenickt als auf einmal jemand klingelte. Ich ging automatisch auf den beleuchteten Gang. Doch weder leuchtete ein rotes Lämpchen an einem der Zimmer, noch zeigte die Digitalanzeige etwas an außer die aktuelle Uhrzeit. Ich drehte mich um und schaute in Richtung 3d und sagte leise „Das kann doch nicht sein…“ Ich ging durch den Stützpunkt auf die andere Station. Dort stand in der Anzeige „PAT ZI. 3 D 13“. Also klingelte einer oder besser etwas auf Zimmer 13. Ich schrieb einen Kollegen an, der noch wach war und fragte ihn warum das Zimmer klingelt. Er antwortete, es könne ein technischer Defekt sein und ich solle die Klingel einfach zurücksetzen. Mir war bewusst, dass sich der Tote dort aufhielt. Ich setzte mich in Bewegung. Ganz zum Ende des Ganges. Dort angekommen öffnete ich die Tür zum Zimmer 13. Mir strömte Licht entgegen. Ich fand den Leichnam vor und sein Hab und Gut. Das komische daran war, ich habe das niemals da hingestellt. Dazu stellte ich fest, dass im Badezimmer geklingelt wurde. Ich schaute rein. Dort war es dunkel. Doch im Lichtschein erkannte ich eine Silhouette von einer Gestalt, die sich bewegte. Ich schaute nicht länger hin, sondern rannte so schnell es ging auf die Nachbarstation zur 3a und 3c. Die beiden Pfleger waren gerade damit beschäftigt, Tabletten zu kontrollieren, Reiterleisten auszuarbeiten und Infusionen für die Frühschicht vorzubereiten. „Hey, was machst du denn hier?“ „Bei mir auf der 3d ist irgendjemand. Ruf bitte so schnell wie möglich die Polizei!“ „Nein, beruhige dich erstmal dann sehen wir weiter.“ „Mich bekommt keiner mehr darein“, sagte ich prustend. Nach über eine halben Stunde der Diskussion ruften wir schließlich um Viertel nach 5 die Polizei. Sie traf nach weiteren 15 Minuten um halb 6 ein. Sie ging auf das Zimmer und bekam einen schauerlichen Anblick. Der Leichnam kniete auf dem Boden. Die Arme verschränkt. Tatortbegutachter nahmen Proben von etwaigen Fingerabdrücken und machten Fotos. Sie untersuchten das Bett und schrieben sich die EDV-Nummer des Bettes auf. "319-H21" lautete sie. Kurz nach Schichtwechsel um 6 Uhr verließen die Tatortbegutachter den Raum kurz. Nach einer Minute kamen sie wieder rein. Nun stellten sie fest, dass auf einmal alles ganz ordentlich war. Des Weiteren fehlte vom Leichnam und vom Bett jede Spur. Sie fragten sich was hier los sei und wie das geschehen konnte. Am nächsten Tag stellte sich heraus, dass auf den genommenen Proben nur Spuren von Pflegern und Patienten waren, die zum Tatzeitpunkt nicht anwesend waren. Zu dem tauchte das Bett 319-H21 nach wenigen Tagen in der Bettenzentrale auf. Komplett sauber. Das und noch was machte die Ermittler sprachlos. Wie kam ein Fingerabdruck des bis heute verschwundenen Leichnams ins Badezimmer? Die Bilder blieben bis heute als Beweis erhalten. Ich würde sie euch gerne zeigen, aber sie liegen in der Aservatenkammer der Polizei, abgelegt im Fach "unaufgeklärte Großverbrechen". Seit dem allen machte ich nie wieder Nachtschicht. Kategorie:Kurz Kategorie:Artikel ohne Bilder Kategorie:Tod