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  • Langsam schwinden...
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  • Ich sitze hier. Ich sitze auf dem Boden, im Schneidersitz, gekrümmter Rücken, zerbröckelnde Gedanken. Meine Hände habe ich gefaltet, es sieht beinahe so aus, als würde ich beten. Ich spiele mit meinen Fingerspitzen, indem ich sie rhythmisch aneinander klopfen lasse. TapTapTap. TapTapTap. TapTapTap. Verrückt, alleine auf dem kalten Fließenboden zu sitzen und mit den eigenen Fingern zu spielen. Meine Füße zucken. Mir ist kalt. Obwohl es draußen warm ist, scheint meine Umgebung eine arktische Kälte abzusondern, die, durch jede Pore meines Körpers, in mich einzudringen versucht. Schön wär's. Nichts.
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  • Ich sitze hier. Ich sitze auf dem Boden, im Schneidersitz, gekrümmter Rücken, zerbröckelnde Gedanken. Meine Hände habe ich gefaltet, es sieht beinahe so aus, als würde ich beten. Ich spiele mit meinen Fingerspitzen, indem ich sie rhythmisch aneinander klopfen lasse. TapTapTap. TapTapTap. TapTapTap. Verrückt, alleine auf dem kalten Fließenboden zu sitzen und mit den eigenen Fingern zu spielen. Meine Füße zucken. Mir ist kalt. Obwohl es draußen warm ist, scheint meine Umgebung eine arktische Kälte abzusondern, die, durch jede Pore meines Körpers, in mich einzudringen versucht. Ich sitze hier, sinnierend über heute und morgen, über vergangenes und zukünftiges. Was würde passieren, was ist schon gewesen? Es interessiert mich nicht. Nicht, weil ich desinteressiert bin, oder weil ich es schon weiß. Es interessiert mich nicht, weil ich es nicht wissen muss. Und ich kann es auch nicht wissen. Oder kann man etwa die Zukunft vorhersagen? Ich merke, wie ich schwinde. Meine Kräfte, mein Körper, mein Geist, alles, was meine physische Existenz auf Erden ausmacht, nämlich mein Körper, scheint zu schwinden. Meine Haut hat eine ungesunde Farbe. Matt, leblos irgendwie. Aber ich bin nicht tot. Meine Hautfarbe sieht nur eben so, na ja, ungesund aus. Ich schwinde in meiner Existenz, in meiner Präsenz, in meinem „Sein“. Ich „bin“ nicht mehr real. Ich verschwinde, gehe unter in meiner Welt, sehe schon so lange Dinge, die niemand, außer mir, wahrnehmen kann. Ich spreche mit Menschen, die mich ignorieren, unterhalte mich, nur, um „abgestoßen“ zu werden. Wirke nicht mehr, „bin“ nicht mehr. Ich stehe auf. Erst wackelig, dann wieder sicher auf den eigenen Beinen, mit monotonem Blick im Gesicht. Ich setze mich auf mein Bett. Ich sehe die gerahmten Bilder auf der Kommode und erinnere mich an damals, an die Zeit, in der ich noch so lebte, wie ich es einst getan habe. Ich stehe erneut auf und begebe mich diesmal nach draußen. Ich wandere ziellos durch die Gegend, ständig suchend, niemals findend. Immer auf der Jagd nach Geistern und denkend, dass man Jene mit einem Schmetterlingsnetz fangen kann. Niemals satt, doch niemals hungrig. Schön wär's. Immer hungrig, niemals satt! Das trifft es besser. Und egal, was und was auch immer ich zu tun wage, diesem ewigen Hunger nach allem ein Ende zu bereiten; ich finde nichts, was ihn zu stillen vermag. Es ist kein Hunger nach Nahrung. Es ist der Hunger nach Vollendung, nach Leben und nach „Über“leben. Der Hunger nach Gefühlen, nach Existenz und Wahrnehmung. Der Hunger, den ich verspüre, und derselbe Hunger, den ich niemals verlieren werde. Zu lange empfinde ich ihn schon, zu lange lebt er schon in mir, zehrt von meiner Energie und von dem, was von meiner Existenz noch übrig ist. Ich wandere weiter, durch Straßen und Gassen, durch Schleichwege und Orte, die scheinbar schon lange niemand, außer vereinsamten, streunenden Katzen, mehr betreten hatte. Vor einer schmutzigen, zerbrochenen Fensterscheibe mache ich halt. Meine Reflexion ist nur matt, durch und wie das dreckige Glas der Scheibe. Matt wie meine Haut, wie meine Gedanken, wie ich selbst bin und weiter sein werde. Matt und vermattet, abgestumpft und stumpfsinnig, ständig schwankend zwischen Primitivität und Intellektualität. Das bin ich. Oder das bin ich geworden, so genau weiß ich es selbst nicht. Vielleicht war es schon immer so. Ich bin übersehen, übergangen und vergessen worden. Es ist mir egal. Das kam mit der Zeit. Es wurde egal, was Andere denken, was Andere fühlen. Vorerst zumindest. Später lechzte ich nur nach den Gefühlen Anderer, tu es immer noch, aus dem schlichten Grund, dass ich meine verloren habe. Ich will die Gefühle der Fremden, will sie selbst, wissend, dass ich sie nicht erlangen kann. Niemals. Ich bin matt. Und nicht mehr. Stumpf und matt. Ergraut. Ich wandere weiter, durch die Gassen, durch die Straßen. Weiter, weiter, weiter. Immer nur weiter, meinen Weg verlierend. Weiter. Irgendwann bleibe ich stehen. Schwach. Entkräftet. Spürend, wie mich der letzte Rest meiner Existenz verlässt. Ich will ihn festhalten, bei mir halten, nicht gehen lassen. Nichts. Meine Existenz entgleitet mir, entkommt mir wie Wasser zwischen den Fingern. Entschwindet von dannen. Sie ist weg. Ich bin allein. Mein „Sein“ ist mir entschwunden. Ratlos und ebenso hoffnungslos stehe ich auf dem Fußgängerweg. Gesenkter Kopf. Es beginnt zu regen. Wie ironisch. Ich bin weg. Verschwunden. Versunkene, verlorene Seele, ohne Existenz, ohne Wahrheit oder Unwahrheit. Einfach verschwunden ins Nichts. Ich bröckle. Ich bin matt. Die Menschen der Straßen laufen blind. Ich sehe die Schatten. Immer schon. Die Menschen laufen. Durch mich hindurch. Ständig. Ich bin nämlich... Nichts.