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  • Angel Eyes
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  • Leichtfüßig gehe ich auf den Spiegel zu. Er ist groß. Um ihn herum leuchten helle Lichter, ihr gelber Schein ist direkt auf mich gerichtet. " Muss sich so eine Prinzessin fühlen?" schießt es mir durch den Kopf. Ich lächle. Eine Prinzessin ist erst dann auch wirklich eine, wenn sie ihren Prinzen zur Seite hat – und das wird heute geschehen. Ich werde ihn wiedersehen. Ich kann es mir nicht erklären, doch da ist etwas an ihm. Etwas, was mir unglaublich gut gefällt. Etwas, was sonst kein anderer Mann mir bisher bieten konnte. Ist es vielleicht seine charmante Art? Sein aufdringliches und doch herzallerliebstes Lächeln? Ich weiß es nicht, aber ich will ihn einfach kennenlernen. Ich will seinen Namen wissen. "Er soll mir meinen Atem nehmen, in meine Brust eindringen…", denke ich, lächle erfreut
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  • Leichtfüßig gehe ich auf den Spiegel zu. Er ist groß. Um ihn herum leuchten helle Lichter, ihr gelber Schein ist direkt auf mich gerichtet. " Muss sich so eine Prinzessin fühlen?" schießt es mir durch den Kopf. Ich lächle. Eine Prinzessin ist erst dann auch wirklich eine, wenn sie ihren Prinzen zur Seite hat – und das wird heute geschehen. Ich werde ihn wiedersehen. Ich kann es mir nicht erklären, doch da ist etwas an ihm. Etwas, was mir unglaublich gut gefällt. Etwas, was sonst kein anderer Mann mir bisher bieten konnte. Ist es vielleicht seine charmante Art? Sein aufdringliches und doch herzallerliebstes Lächeln? Ich weiß es nicht, aber ich will ihn einfach kennenlernen. Ich will seinen Namen wissen. "Er soll mir meinen Atem nehmen, in meine Brust eindringen…", denke ich, lächle erfreut über den Gedanken und beginne mein Kleid überzuziehen. Es ist anmutig schön. Dieses Schwarz spiegelt meine Seele perfekt wieder. Es ist nicht so schwer wie die meisten anderen Abendkleider und sitzt maßgeschneidert an meinem Körper. Als wäre es nur für mich gemacht, für den heutigen Tag. Selbstverständlich darf meine schöne Maske nicht fehlen. Sie bedeckt mein halbes Gesicht und doch sind die Augen frei, sodass man meine blutroten Lidschatten nicht übersieht. Kurz atme ich durch, prüfe abermals meine langen, schwarzroten Haare. Sie sitzen perfekt, formen ein perfektes Bild. Dann begebe ich mich des Weges, in Richtung des Maskenballs. Heute Abend werde ich ihn treffen. Meinen Mann der Träume! Während ich voranschreite und mich selbst stolz präsentiere, schaue ich über die Anwesenden hinweg. Sie sind nicht mal annähernd so schön, wie ich es bin. Nicht eine Frau kann es mit mir aufnehmen! Meine beiden dünnen Schleier, die an das Kleid genäht sind, wehen anmutig im leichten Wind, mit jedem Schritt, den ich tue. Es wirkt fast, als würde ich fliegen und sie wären meine Flügel. Die Musik verleitet zum Tanzen, aber wie soll ich denn tanzen, wenn er noch nicht hier ist? *** *** Ich lächele sanft, als er mich endlich erblickt. "Die flinke Katze hat die arme Maus in ihren Fängen", denke ich überaus amüsiert und kann mir ein leises Kichern nicht verkneifen, als er seinen Arm ungewohnt fest an meinen Hals legt. Ich bin etwas überrascht, mache aber keinerlei Anstalten, mich von ihm loszureißen oder ihn zu bitten, seinen Griff zu lockern. Ich will das hier und jetzt genießen. Ich will ihn für immer bei mir haben! Ein plötzlicher, kurzer Schmerz durchzuckt meinen Körper, und meine anfängliche Freude verzerrt sich zu einem leichten, doch nicht zu verweigernden Stöhnen. Zeitgleich entfacht sich in meinem Körper eine sonderbare Müdigkeit, eine seltsame, warme Lähmung, die es meinen Beinen schwer macht, das Gleichgewicht zu halten. "Warum tut er das?" frage ich mich selbst, da die Worte nicht über meine Lippen kommen wollten. Selbst mein Sprechorgan ist nicht in der Lage, sich zu regen… Endlos scheint sich dieser Prozess in meinem Körper herzuziehen, bis ich bemerke, dass nun auch meine Augen mit dem Betäubungsmittel zu kämpfen haben. Meine Sicht verschwimmt unheimlich schnell, sodass ich das grausige und zugleich widerliche Spektakel nur mit Mühe beobachten kann. Die Menschenmenge vor mir, die bis in diesem Moment getanzt, gelacht und geredet haben, spuckte irgendeine rote Flüssigkeit vor ihre Füßen. Dunkelrot. War es Blut? Die Antwort darauf sollte nie gefunden werden. Ich weiß nicht, ob ich es als ein Segen oder einen Fluch abstempeln soll, dass mich dieses Mittel in den tiefen Schlaf zieht und das verzweifelte Röcheln mit sich ins Nichts führt. Ebenso wie das Kreischen und die schier letzten Versuche, nach Luft zu schnappen, verschwindet auch das diabolische Lachen meines Geliebten, dem ich mich in seinen rettenden Armen nun ganz hingebe. Meine Augen flattern leicht unter dem grellen Licht, das mein Antlitz bescheint. Kurz muss ich sie zusammenkneifen, um ein leichtes Schwindelgefühl zu verdrängen. Nachdem eben dieses abgeklungen ist, schaue ich mich um. Dieser Raum… Er war klein. Es riecht nach Desinfektionsmittel und anderen Chemikalien. "Bin ich etwa in einer Abstellkammer?" schießt es mir durch den Kopf, doch zeitgleich wandert mein Blick zur Lichtquelle hin und erblickt einen kleinen Tisch, auf dem eine Lampe steht. Auf diesem steht etwas geschrieben. Ich will mich nach vorne beugen, um zu sehen, was es ist, aber etwas Scharfes, das sich in mein Fleisch bohrt, hält mich davon ab. Sofort fällt mein Blick in Richtung einer Handschelle, die silbern im künstlichen Licht der Lampe glitzert. Ich bin an einem Stuhl gefesselt. Zu meinem Bedauern muss ich feststellen, dass meine andere Hand zwar frei ist, doch sehe ich keine Möglichkeit, mich zu befreien. Kein Schlüssel ist in der Nähe. Nicht auf dem Tisch vor mir. "Natürlich nicht, Dummerchen", erklingt plötzlich eine männliche Stimme, als habe sie meine Gedanken gelesen. "Denkst du allen Ernstes, ich würde dich liebes Mädchen freilassen?" Da steht er. Sein Antlitz ist selbst ohne seine Maske anmutig schön und seine hellblauen Augen leuchten wie kleine Kristalle. Selbst sein rabenschwarzes Haar ist ordentlich zur Seite gekämmt. Doch ist mir klar, dass dieses Glitzern nicht von dem Licht kommt, sondern vom Inneren. Bei näherer Betrachtung wird mir bewusst, dass es nicht die Art ist, Freude auszudrücken. Nein, er will mir klarmachen, dass er mich hasst. Blanker Zorn funkelt in seinen Augen wider, und bevor ich irgendetwas sagen kann, geht er langsam um mich herum. Seine Hände gräbt er in meine welligen, schwarzroten Haare, als wären sie ein göttliches Meer, nach dem er sich seit Jahrzehnten sehnt. Gleichzeitig höre ich ihn etwas in mein Ohr flüstern. Seine Stimme klingt seltsam lieblich, und doch ist eine Spur von Wut wiederzuerkennen. „Es kümmert mich nicht, wie oft ich brauche, um mich mit dir zu binden. Es ist die Macht, die selbst Gott nicht stoppen kann.“ Irritiert schaue ich ihn an. Gehe die einzelnen Wörter durch. "Macht? Gott? Bindung? Was meint er damit?" Jedoch, anstatt mir zu antworten, schreit er mich plötzlich an. Seine Stimme ist so tief und erdrückend bedrohlich, dass ich gezwungen bin, meine Augen zuzuhalten. Herrgott, wünsche ich in diesem Moment, ich könnte auch beide Ohren mit meinen Handflächen schützen! Auf einmal bannt sich eine… merkwürdige Vorstellung in meinen Kopf. Ich muss mir bildlich vorstellen, wie es wäre, wenn ich mit diesem Mann schlafen würde. Es ist beinahe so, als bäume sich ein tiefer Wunsch in mir auf. Ein Wunsch, den mein Unterbewusstsein schon seit Ewigkeiten verdrängen muss. Er und ich liegen auf einem Bett. Ganz langsam kommt er auf mich zu, streift alles von seinem Körper – mit Ausnahme der Unterhose. Ich selbst brauche mir die Mühe nicht zu machen. Mich ziert bereits meine nachtschwarze Unterwäsche. Ohne ein Wort zu verlieren, legt er sich auf mich. Seine breiten, muskulösen Arme legt er schützend um meinen Kopf und beginnt langsam und liebevoll meinen Hals zu küssen. Ein leichtes Prickeln löst sich auf meiner Haut aus, während er nun langsam mit seinen Händen meinen Bauch entlangfährt. Ich kann mich eines Stöhnens nicht entziehen. Im nächsten Moment liege ich auf ihm. Auch hier gebe ich mich seiner Liebe zu mir voll und ganz hin. Ich spüre, wie er seine Hände sanft um meine Taille legt und diese langsam streichelt. Meine Hände in meinen Nacken gelegt und die Augen geschlossen, genieße ich jenen Augenblick. Ich weiß, er liebt mich. Die letzte Szene ergibt sich wieder mal wie zu Anfang: Er liegt auf mir und lächelt mich an. Kurz darauf küsst er meinen Hals langsam und zärtlich. Es ist zwar immer wieder dieselbe Stelle, aber das macht mir nichts aus. Viel lieber wünsche ich, dieser Moment würde nie sein Ende finden. Doch dann durchfährt ein undefinierbarer Schmerz meine Brust… *** *** Ruckartig richte ich meinen gesenkten Kopf auf und öffne meine Augen. Eine seltsame verschwommene Schwärze umgibt mich. In meinem Mund ist ein metallischer, süßlicher Geschmack zurückgeblieben. Ich lächle. Er gefällt mir. Viel süßer als die Vorstellung mit diesem Penner schlafen zu wollen. Immerhin hat er mein Herz gebrochen… Mein Grinsen wird breiter. Ob sein Blut auch so gut schmeckt wie meins? Autoren