| abstract | - Seit Tagen liege ich hier. Regungslos. Die Platte im Hintergrund ist schon lange ausgeklungen. Vor meinem Fenster zwitschern ein paar Vögel. Ein Sonnenstrahl scheint vor mir auf den Laminatboden. Ich liege weiterhin hier. Regungslos. Auf dem Boden liegt ein aufgeschlagenes Buch. Ich sollte es aufheben und wieder auf meinen Nachttisch legen. Nachher tritt noch jemand drauf. Doch ich bleibe liegen. Regungslos. Es klingelt an der Tür. Ich sollte aufmachen. Nachher ist es noch jemand wichtiges. Aber ich bewege mich nicht. Regungslos. Seit Wochen habe ich die Post nicht reingeholt. Ob sich die Briefe schon stapeln? Grußkarten? Mahnungen? Ich werde es nicht erfahren. Denn ich bleibe liegen. Regungslos. Auf meinem Schreibtisch liegt eine Tüte Marihuana. Ich wollte es schon vor Wochen rauchen. Irgendwie kam mir immer etwas dazwischen. Mal die Arbeit, mal die Familie, mal etwas ganz anderes. Ich werde es wohl nicht rauchen. Denn ich bleibe liegen. Regungslos. Ich hatte mir doch Tee gekocht. Er steht in der Küche und zieht. Ich sollte ihn holen, er ist sicher schon fertig. Aber ich bleibe liegen. Regungslos. Die Leiche meines Chefs im Schrank rottet und stinkt. Ihr Blut hat sicher meine Kleidung ruiniert. Egal, ich werde sie sowieso nie mehr tragen. Denn ich bleibe liegen. Regungslos. Was soll ich auch mit Musik? Vogelgezwitscher? Sonnenlicht? Büchern? Besuch? Post? Joints? Tee? Kleidung? Ich liege seit einer Weile hier. Wie lange habe ich vergessen. Seit diesem einen Tag, an dem ich zum Mörder wurde. Aber wann das war... Vielleicht vor ein paar Wochen. Es könnte auch gestern gewesen sein. Ich habe mein Zeitgefühl verloren. Die Schuldgefühle haben mich fertig gemacht. Ich hatte Angst vor der Polizei. Ich entschied mich, hier zu liegen. Und ich werde hier liegen bleiben. Regungslos. Wie es sich für eine Leiche gehört. Kategorie:Kurz Kategorie:Artikel ohne Bilder Kategorie:Mord Kategorie:Geisteskrankheit Kategorie:Schockierendes Ende Kategorie:Tod
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