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  • Der Schlächter von Illyrien
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  • Professor Theophilios war außer sich vor Freude. Heute war der Tag an, dem er Ruhm erlangen würde. Die gesamte griechische Presse und sogar ein paar ausländische Reporter drängten sich ums Kap Sounion. Hier, eine Stunde von Athen entfernt, zwischen den Überresten eines alten Poseidontempels und dem offenen Meer, würde gleich eine Sensation geschehen. Und er würde in die Annalen der Geschichte eingehen. Voller Stolz beobachtete er die Massen an Reportern vor ihm, alle hatten sie ihre Kameras auf ihn gerichtet. Hinter ihm befanden sich einige Maschinen von denen er nicht viel verstand, schließlich war er Archäologe, aber er wusste, dass sie ihren Dienst taten und das war genug. Eine verwirrte asiatische Reisegruppe drängte sich durch die Massen und bekam allerhand griechische Beleidigungen a
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  • Professor Theophilios war außer sich vor Freude. Heute war der Tag an, dem er Ruhm erlangen würde. Die gesamte griechische Presse und sogar ein paar ausländische Reporter drängten sich ums Kap Sounion. Hier, eine Stunde von Athen entfernt, zwischen den Überresten eines alten Poseidontempels und dem offenen Meer, würde gleich eine Sensation geschehen. Und er würde in die Annalen der Geschichte eingehen. Voller Stolz beobachtete er die Massen an Reportern vor ihm, alle hatten sie ihre Kameras auf ihn gerichtet. Hinter ihm befanden sich einige Maschinen von denen er nicht viel verstand, schließlich war er Archäologe, aber er wusste, dass sie ihren Dienst taten und das war genug. Eine verwirrte asiatische Reisegruppe drängte sich durch die Massen und bekam allerhand griechische Beleidigungen ab, aber auch das störte ihn wenig. Es war sein Tag. "Meine Damen und Herren", setzte er an und urplötzlich wurde es still. Alle Augen und Linsen waren auf ihn gerichtet. Der starke Wind fegte ihm durchs Haar und die Sonne wärmte seinen Rücken. Er blickte noch kurz auf die karge Wüste hinter dem verschlafenen Küstenstädtchen Sounio. Dann redete er weiter: "Meine Damen und Herren, ich habe Sie hier zusammengerufen, um Ihnen die vielleicht größte archäologische Errungenschaft des 21. Jahrhunderts zu zeigen." Ein Raunen ging durch die Menge und hinter den dicken Brillengläsern blitzten seine braunen Augen vor Freude. "Wie Sie vielleicht wissen, hat sich hier vor ungefähr 2500 Jahren der König Ägeus hinuntergestürzt, Vater des mythischen Theseus. Das ist allgemein bekannt, aber an dieser Stelle setzten meine Forschungen an, ungeahnt was ich entdecken würde." Die Reporter wurden immer neugieriger und ein verwegenes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab. "Ursprünglich ging es mir darum, die Gebeine des Königs zu bergen und zu untersuchen, Sie wissen schon, der typische Archäologenkram halt. Ich stellte also Nachforschungen an und tatsächlich, König Ägeus hat sich hier herabgestürzt und auch seine Überreste werde ich Ihnen nachher präsentieren können, aber darum soll es heute nicht gehen. Es geht um etwas noch Bedeutungsvolleres als einen mythischen König." Mittlerweile konnte man die Spannung in der Luft fast schmecken. "In einer der ältesten Bibliotheken unseres Landes stieß ich auf eine der ältesten Sagen, die ich bis jetzt lesen durfte. Eine geheime Sage, wie sie bis jetzt noch nie aufgetaucht ist. Dort war die Rede von einer uralten Gestalt, dem sogenannten Schlächter von Illyrien. Illyrien ist das Siedlungsgebiet der Illyrer, einem alten Volk, das im heutigen Albanien siedelte. Das Faszinierende daran war, dass wir alle annahmen, bis ungefähr 500 vor Christi Geburt habe es keine Beziehungen zwischen Illyrern und Griechen gegeben. Diese Sage allerdings ist mindestens 3000 Jahre alt. Für mich war das Grund genug, weiterzuforschen. Der Sage nach war diese Gestalt ein vergessenes Kind der ältesten Götter, ein Kind von Nacht und Finsternis, Nyx und Erebos. Es soll sich bei ihm um einen menschengroßen, unsterblichen Krieger von unbeschreiblicher Stärke handeln. Nachdem seine Eltern in die Weiten des Tartaros verbannt wurden, schwor er angeblich den Göttern ewige Rache." Mittlerweile breitete sich ein unerklärliches Unbehagen unter den Reportern aus. Einige fassten sich an die Kreuze ihrer Ketten oder ihre Gebetsketten. Manchmal vergaß der Professor wie christlich hier alle waren. "Anders als wohl die meisten göttlichen Wesen" Er hob die Stimme und sofort verklang das ängstliche Gemurmel der Anwesenden. "Anders als die meisten, versuchte er nicht, die griechischen Mächte direkt anzugreifen, nein, er war gewiefter, er schmeichelte ihnen, brachte unliebsame Gegner aus dem Weg und wurde so schnell zum Herrscher über Athen, der Stadt die er am meisten hasste. Er versuchte auch nicht, die Stadt einfach zu Grunde zu wirtschaften, nein, er wollte sie brennen sehen. Laut dieser Sage brachte er die finstersten Plagen über Athen, doch er schaffte es nie, sie zu zerstören. Er tauchte im Verlauf wohl immer wieder in Athen auf, und aus einer jüngeren Sage geht hervor, dass er die Seeschlacht von Salamis gegen die Perser führte, die er eigentlich als totale Niederlage geplant hatte. Aus ihm unbegreiflichen Gründen gewann er, weshalb er sich von dieser Klippe stürzte, in die Tiefen des Meeres, um irgendwann aufzuerstehen und die gesamte Menschheit zu vernichten." Mittlerweile begriffen die Reporter was er vorhatte, und er sah deutlich, dass ihnen sein Vorhaben nicht grad gefiel. Doch das hielt ihn nicht auf. Er machte eine Handbewegung und die Geräte hinter ihm begannen zu arbeiten. "Ich forschte über ein Jahr, um den genauen Ort jener Klippe ausfindig zu machen. Hier stehen wir nun. In diesem Augenblick haben die Maschinen begonnen, seinen vom Meer konservierten Leichnam hier hoch zu ziehen." Er hörte auf zu reden und für einen kurzen Moment hörte man nur das Blasen des Windes und das Surren der Maschinen. Dann kam etwas in Sicht. Es war ein massiver Eisensarg, ein schlichter Block als hätte ihn jemand grade erst gebaut. Die Reporter wichen einen Schritt zurück. Der Professor lachte. "Keine Angst, werte Gäste, dieser Sarg ist fabrikneu, ich habe ihn anfertigen lassen um den Leichnam besser heben zu können. Ein paar Taucher haben unten alles vorbereitet." Man hörte ein erleichtertes Ausatmen, gefolgt vom dumpfen Geräusch als der Sarg aufsetzte. "Meine Damen und Herren, voller Stolz präsentiere ich Ihnen", sagte er und schlug den Deckel zur Seite, "Den Schlächter von Illyrien." Er hörte Geräusche des Erstaunens. Dann blickte er selbst hinein. In der Kiste lag ein Mann, ungefähr 20 Jahre alt, er hatte den typischen griechischen Teint, war äußerst muskulös und trug noch die volle Kampfmontur eines antiken Kriegers. Er war ziemlich groß, um die 2,20m und an seiner Hüfte hing noch das alte Schwert eines Kämpfers, auch hatte er Pfeil und Bogen bei sich und einen Köcher auf dem Rücken. Er hatte etwas längeres, zotteliges braunes Haar und einen ebenso braunen Vollbart. Der Professor war erstaunt. Der Körper war so gut erhalten, man hätte meinen können, er würde nur schlafen. Während er ihn so ansah, machten die Reporter schon fleißig Fotos und aus jeder Richtung kam das Blitzlichtgewitter. Er wollte grade adrett in die Kamera lächeln, als er...nein das konnte nicht sein. Er hatte sich wohl getäuscht. Es schien fast so als ob der alte Krieger geatmet hätte. War das möglich? Nein auf keinen Fall, er musste sich getäuscht haben. Also wandte er sich den Reportern zu. Ich schlug meine Augen auf. Wo war ich? Oder besser gesagt: Wann war ich? Und was war hier los? Ich lag in einer silbernen Kiste, ich weiß nicht was passiert war, aber die Handwerkskunst der Menschen hatte sich nicht zum Guten verändert. Bei Zeus, diese Kiste war unglaublich hässlich. Ich blickte aus der Kiste. Mit dem Rücken zu mir stand ein Mann. Er war hager, trug etwas, das mich an eine Art weißes Kleid erinnerte und hatte ein merkwürdiges Gestell auf der Nase. Doch das war nicht das Komischste. Vor mir stand eine Menge seltsam gekleideter Menschen, alle warfen mir mit schwarzen Kästen Blitze zu. Hatten die Kyklopen ihnen gezeigt, wie man Blitze schmiedet um mich zu verbannen? Ich erwartete höllische Qualen, aber es kam nichts. Was war hier los? Behutsam tastete ich nach meinem Schwert. Es war noch da. Sehr gut. Ich würde aufstehen, den komischen Typen töten, danach alle anderen und beim letzten noch herausfinden was hier los war. Ich spannte meine Muskeln, doch noch ehe ich springen konnte, brüllte einer der Blitzwerfer etwas. "Θεέ μου ! Κινείται!" Was sagte er? Ich bewege mich? Ja natürlich bewege ich mich. Ihn würde ich auch schnell töten. Aber er sprach so komisch. Ich verstand ihn, aber es klang wie ein kranker Dialekt. War ich nicht mehr in Athen? Verdammt. Mittlerweile sahen mich alle Augen an. Das war nicht optimal, aber es ging schon. Ich sprang auf, zog mein altes Schwert und stieß es diesem Kleidabschaum in die Brust. Ich roch sein Blut. Ich sah es an meinem Schwert. Endlich. Anscheinend war die Zeit gekommen, diese Welt zu vernichten. Ich hörte ein leises Röcheln, es schien aus der Kehle dieses Abschaums vor mir zu kommen. Was war das hier? Früher hatten meine Feinde noch Klasse, sie wehrten sich, doch nun? Erbärmlich. Die anderen schrien. Mein Schwert sauste durch die Luft, das warme Sonnenlicht spiegelte sich angenehm in dem roten Lebenssaft, welcher nun über und über die wunderschöne Klinge bedeckte. Ich erstach einen nach dem anderen, die die fliehen wollten erschoss ich, schon bald hatte jeder Einzige von ihnen eine Reise in den Hades angetreten. So wie es bald ganz Athen tun würde. Das Zischen meiner Pfeile hallte noch in der Luft, die Augen der Toten starrten leer in den blauen Himmel. Ich erinnerte mich langsam wieder an mein Leben. Und an meine Rachepläne. Ich schmeckte den kupfernen Geschmack des Blutes. Es belebte mich wieder. Langsam erhob ich mich aus der Blutlache, die mittlerweile die ganze Klippe überschwemmte und an den Rändern ins Meer floss. Ich brauchte Informationen und Geld. Und dann würde ich die Anderen erwecken. Das Ende der Menschheit war nah. Was für ein Fest. Fortsetzung folgt...