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  • Meine liebste Freundin
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  • Jacky ist meine beste Freundin. Eigentlich heißt sie Jacqueline, aber sie hasst ihren Namen, also nenne ich sie Jacky. Sie kommt mich fast jeden Tag besuchen, obwohl ich umgezogen bin. Sie ist wirklich toll. Nicht mal meine Eltern besuchen mich noch so oft. Manchmal bringt sie mir auch Blumen mit. Heute sind es Margeriten und Vergissmeinnicht, die habe ich besonders gern. Auch Mama und Papa bringen mir manchmal Blumen. Meistens Rosen, aber die mag ich nicht so. Sie verstehen mich lange nicht so gut, wie Jacky.
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  • Jacky ist meine beste Freundin. Eigentlich heißt sie Jacqueline, aber sie hasst ihren Namen, also nenne ich sie Jacky. Sie kommt mich fast jeden Tag besuchen, obwohl ich umgezogen bin. Sie ist wirklich toll. Nicht mal meine Eltern besuchen mich noch so oft. Manchmal bringt sie mir auch Blumen mit. Heute sind es Margeriten und Vergissmeinnicht, die habe ich besonders gern. Auch Mama und Papa bringen mir manchmal Blumen. Meistens Rosen, aber die mag ich nicht so. Sie verstehen mich lange nicht so gut, wie Jacky. Wir kennen uns schon ewig, ich kann mich nicht mal an eine Zeit ohne sie erinnern. Aber vor einer ganzen Weile haben wir uns sehr gestritten. Vielleicht weint sie deshalb fast immer, wenn sie bei mir ist? Eigentlich spricht sie kaum noch… Manchmal sitzt sie auch einfach nur da und starrt ins Leere. Ich würde sie gerne trösten, ihr sagen, dass es ihr nicht Leid zu tun braucht. Ich bin nicht mehr wütend auf sie. Es war nur ein dummer Streit. Aber Jacky ist meine beste Freundin. Ihr würde ich alles verzeihen. Jetzt rinnen ihr wieder Tränen über die Wangen. Ich würde gerne die Hand heben oder irgendetwas sagen. Aber ich kann nicht. Nur stumm daliegen und zuhören. Dabei würde ich alles tun, damit es ihr wieder besser geht. Meine Eltern möchten nicht, dass sie so oft bei mir vorbei kommt. Das ist nicht fair. Über keinen freue ich mich mehr, als sie. Aber sie sagen, es sei ihre Schuld, dass ich hierher ziehen musste. Schuld ist eigentlich nur Glen… Wenn er nicht gewesen wäre, dann hätten wir nie gestritten. Er hat Jacky ebenfalls sehr gern. Ein bisschen zu gern. Sie weiß, dass ich ihn nicht leiden kann, darum spricht sie nie von ihm, wenn sie mich besuchen kommt. Aber manchmal sehe ich, wie er sie hierher begleitet und zum Tor bringt. Manchmal streicht er über ihr langes, dunkles Haar, nimmt sie in die Arme. Wie unverschämt! Allein wegen ihm bin ich hier. Weil er mir Jacky wegnehmen wollte. Ja, nur wegen ihm haben wir an jenem Tag gestritten. Ich erinnere mich gut daran, wie könnte ich das je vergessen? Wir saßen auf der Dachterrasse. Sie war ganz aufgeregt, sie müsse mir unbedingt etwas erzählen. Ihre Wangen waren so niedlich rosa... Glen, der wunderbare Glen hatte sie gefragt, ob sie mit ihm ausgehen wolle. Der Schwarm der ganzen gottverdammten Schule. Dieser selbstverliebte Arsch, dem Dutzende von Mädchen zu Füßen liegen. Keines dieser Mädchen wollte er haben. Keines dieser Mädchen war ihm gut genug. Nein! Es musste SIE sein! Dabei würden die meisten ihren kleinen Finger nur für ein Date mit ihm opfern. Alles fing an, als er vor etwas über einem Jahr an unsere Schule gekommen war. Sofort war er der Star des Pausenhofs. Beliebt bei Lehrern, Schülern und ganz besonders Schülerinnen. Ein Überflieger im Unterricht und sportlich obendrein. Mir wird ganz schlecht, wenn ich an ihre Schwärmerei denke. Wie sie sich um ihn geschart und sich ihm an den Hals geworfen haben. Ekelhaft. Jacky war nie so begeistert von Glen gewesen. Dachte ich. Nie hatte sie von ihm geschwärmt, wie die anderen. Nie hatte sie mit Absicht ihr Buch fallen lassen oder irgendeine andere lächerliche Aktion gestartet, nur um mit ihm ins Gespräch zu kommen. Und nie hatte sie mir auch nur ein bisschen von ihren Gefühlen für ihn erzählt. Es tat sehr weh, dass sie mir diese Seite von sich nicht zeigen wollte. Aber sie ist meine beste Freundin. Schon immer. Ja, Jacky ist wundervoll, ein bisschen kann ich Glen sogar verstehen. Selbst jetzt, wo ihre graublauen Augen geschwollen vom Weinen sind und ihre makellose Haut rot gefleckt, ist sie wunderschön. Sie hatte zugesagt, ihn zu treffen. Ich war schrecklich enttäuscht. Wollte nicht, dass sie geht. Wollte sie ganz für mich haben. Jacky war geschockt. Sie sagte, dass wir nie diese Art von Freundinnen waren. Sie wollte gehen und ich hielt sie fest. Ich hatte schreckliche Angst, sie würde mich jetzt hassen. Wollte ihr alles erklären. Sie riss sich los und stieß mich weg. Ich stolperte in Richtung Geländer, Jacky schrie, streckte noch ihre Hand aus und dann… dann bin ich gefallen… Aber das ist alles nicht mehr wichtig. Bald werde ich aufstehen. Ich fühle es. Dann werde ICH sie besuchen. Dann werde ICH zu ihr gehen. Und dann werde ich nicht mehr allein sein. Denn Jacky ist meine liebste Freundin.