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  • VERGANGENHEIT-Episode 2: Finsternis
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  • Ich betrachtete noch einmal die Scherbenwunde und rümpfte, bei ihrem eher unappetitlich anmutenden Anblick, die Nase. Das Handy, meine einzige, persönliche Lichtquelle, warnte mich mit einer aufploppenden Nachricht: "Akku sehr schwach." Ich beschloss dadurch, mir das Tagebuch einmal anzusehen. Die Seiten waren weiß und weitestgehend unbenutzt, doch in ihre Mitte hatte jemand seltsame Figuren gezeichnet, welche wohl gehängte Strohpuppen darstellen sollten. Ich schloss das Buch und legte es ratlos in den fremden Rucksack zurück. In diesem Moment fiel mir ein, dass ich meinen jüngeren Bruder James anrufen könne, um ihm meine ungewöhnliche, missliche Lage zu beschreiben. Ich folgte dem Gedanken. "Mira?" hörte ich James' Stimme, beruhigender Weise. "James? Hör zu, du musst mir jetzt genau zuhör
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  • Ich betrachtete noch einmal die Scherbenwunde und rümpfte, bei ihrem eher unappetitlich anmutenden Anblick, die Nase. Das Handy, meine einzige, persönliche Lichtquelle, warnte mich mit einer aufploppenden Nachricht: "Akku sehr schwach." Ich beschloss dadurch, mir das Tagebuch einmal anzusehen. Die Seiten waren weiß und weitestgehend unbenutzt, doch in ihre Mitte hatte jemand seltsame Figuren gezeichnet, welche wohl gehängte Strohpuppen darstellen sollten. Ich schloss das Buch und legte es ratlos in den fremden Rucksack zurück. In diesem Moment fiel mir ein, dass ich meinen jüngeren Bruder James anrufen könne, um ihm meine ungewöhnliche, missliche Lage zu beschreiben. Ich folgte dem Gedanken. "Mira?" hörte ich James' Stimme, beruhigender Weise. "James? Hör zu, du musst mir jetzt genau zuhören." "Ich dachte, du bist bei Samara?" "Nein, nein, das bin ich nicht, aber irgendwer will, dass ihr das denkt und irgendetwas ist hier gewaltig schiefgelaufen. Ich sitze mitten in einem Wald fest. Ich bin gerade hier aufgewacht und ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll." "Mira, ich werde unsere Eltern informieren, aber kannst du dich umschauen, um den Wald zu erkennen?" "Nein, James, das kann ich nicht. Ich habe ein verletztes Bein. Verdammt, frag mich nicht, wieso das alles, ich suche selbst noch nach Antworten." "Mira, das klingt nicht gut. Ich sage unseren Eltern Bescheid, die können die Polizei informieren. Es stürmt ziemlich, hältst du durch?" "Die Hütte hier ist aus Stein, sollte bisschen was aushalten." "Alles klar. Sorry, mehr kann ich nicht machen." "Ist schon gut. Ich zähl auf dich, kleiner Bruder." Damit beendete ich das Telefongespräch. Das Gewitter warf weiter helle Lichter durch die Finsternis, der Regen schien sich allmählich zu intensivieren. Ich zog den Splitter nicht, aus Furcht vor einem unaufhaltsamen Blutverlust. Aber ich wollte mich unbedingt aufrichten, um weitere Informationen über die Situation zu gewinnen. Die Scheibe des Fensters war gesplittert, allerdings lagen nirgendwo weitere Scherben, als hätte man diese feinsäuberlich und mit Hintergedanken beseitigt. Plötzlich durchstieß das Licht eines einzelnen Scheinwerfers die toten Bäume. Durch den lauten Regen drangen Motorengeräusche und bald schon kam ein Motorrad über die Böschung gefahren, welche sich, etwas entfernt von meiner Position, erkennen ließ. Das Motorrad, wie sein Fahrer eine einzige, schwarze Silhouette in der Nacht, bei der ich mir sehnlichst einen Blitz wünschte, der aber nicht eintraf, machte neben der Hütte Halt. Der Fahrer stieg ab, ohne den Helm oder zumindest das Visier abzunehmen. Beides verschleierte sein Gesicht. Zielgerichtet kam er auf die Hütte zu, mit großen, selbstbewusst ausgeführten Schritten, während in mir die Anspannung stieg. Dann stand er auf der Türschwelle und sah mich, durch das schwarze Visier, eine Zeit lang an. Kategorie:Kurz Kategorie:Artikel ohne Bilder Kategorie:Löschanträge