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  • Böses Herz
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  • Das Geräusch der Monitore war ohrenbetäubend, jedoch hatte ich mich schon fast daran gewöhnt. Mein künstliches Herz tuckert rhythmisch vor sich hin, sodass ich plärren musste, um ein Gespräch mit meiner Freundin führen zu können. Nelly drückte liebevoll meine Hand. „Es wird alles gut. Der Arzt sagte, du kannst Weihnachten zu Hause verbringen.“ „Wären Sie soweit?“ Ich nickte. Eine Krankenschwester gab mir eine OP-Haube, ein sich ergänzender Zusatz zu dem rückenfreien Nachthemd, in das sie mich gesteckt hatten. „Du….“ Sie wimmerte. Ihre großen, blauen Augen waren ungläubig auf die meine gerichtet.
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  • Das Geräusch der Monitore war ohrenbetäubend, jedoch hatte ich mich schon fast daran gewöhnt. Mein künstliches Herz tuckert rhythmisch vor sich hin, sodass ich plärren musste, um ein Gespräch mit meiner Freundin führen zu können. Nelly drückte liebevoll meine Hand. „Es wird alles gut. Der Arzt sagte, du kannst Weihnachten zu Hause verbringen.“ „Freut mich, mein Schatz.“ Das einzige, das ich noch mehr liebte als Weihnachten, war Nelly. Ich glaube, ohne sie hätte ich nicht einmal den Mut, um die zukünftige Herztransplantation an mir durchzuführen zu lassen. Die surrende Maschine nebenan war mittlerweile ein Teil meines Lebens geworden und ich vermisste sie schon beinahe. Das waren die letzten Stunden, die wir zusammen verbrachten. Sie und mein altes Herz, dass Aufgrund einer Insuffizienz funktionslos in meinem Brustkorb verweilte, gehörten bald der Vergangenheit an. „Wären Sie soweit?“ Ich nickte. Eine Krankenschwester gab mir eine OP-Haube, ein sich ergänzender Zusatz zu dem rückenfreien Nachthemd, in das sie mich gesteckt hatten. „Hab dich lieb!“ Nelly drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Ich sah ihr hinterher, bis sich die Tür zu meinem Zimmer schloss und ich in einen Aufzug geschoben wurde. „Und Sie wollen nicht wissen, woher Ihr neues Herz stammt?“ Resigniert verneinte ich. Die Vorstellung, dass ein anderer Mensch gestorben ist, damit ich leben kann war mir schlicht und ergreifend zuwider. Ehe ich mich versah, war ich im OP-Saal angelangt, wurde umgebettet und betäubt. Murrend schlug ich die Augen auf. „Tim!“ Nelly stand, von zwei Ärzten begleitet, ein paar Meter vor meinem Bett. Genau wie diese trug sie Kittel und Mundschutz sowie eine grüne Haube. Meinem Körper wurden Medikamente verabreicht, um eine Abstoßung des Herzens zu vermeiden. Das hieß, ich würde für ein paar Tage ziemlich anfällig für Infektionen sein, daher - absolute Sterilität. „Bald hast du es ja hinter dir.“ Nellys Stimme klang ein wenig gedämpft durch ihren Mundschutz. „Bis auf die beschissenen Medikamente.“ Meine Laune war buchstäblich im Keller. Ich schob es auf die Operation, doch auch Tage später wurde es nicht besser. Ich verließ das Krankenhaus und alsbald begannen Nelly und ich den Weihnachtsbaum zu schmücken. „Würdest du mir bitte den Steeeern rüberreichen“, trällerte Nelly und ich fühlte eine Gereiztheit, wie ich sie noch nie zuvor gespürt hatte. Ich liebte Nelly. Ihre kindische Art, ihre Eigenschaft, alles ins Lächerliche zu ziehen, ihre andauernden Gesangseinlagen, ihre Begeisterung für alles und jeden - alles Wesenszüge, weswegen ich sie heiraten wollte. Momentan ging sie mir jedoch auf die Nerven. Ich verleierte die Augen. „Könntest du damit aufhören. Es nervt.“ Sie verstummte. „Ich weiß nicht, was mit dir los ist, aber seitdem du aus dem Krankenhaus - Tim, ich rede mit dir! Was bist-“ Ich schlug sie, sodass sie rücklings gegen den Weihnachtsbaum stieß und samt der Pflanze zu Boden fiel. Auch mir drehte sich der Kopf. Was hatte ich getan? Ich könnte meiner Freundin nie etwas antun. Ich liebe sie! Mein logischer Instinkt war am Verzweifeln. Meinen Gefühlen jedoch schien es gut zu gehen. Warum machte mir es Spaß, sie zu schlagen? Noch völlig im Kampf mit mir selbst ringend vergaß ich Nelly. „Du….“ Sie wimmerte. Ihre großen, blauen Augen waren ungläubig auf die meine gerichtet. „Nie hätte ich gedacht….So kann man sich in einem Mensch täuschen!“ Sie sprang auf. Teile von Weihnachtskugeln fielen zu Boden, und ließen den Boden glitzern. „Warte!“ Unbeeindruckt ließ sie weiter. Das war keine Bitte. „Dämliche Hure!“ Ich packte sie am Handgelenk und wirbelte herum. Sie schrie und kickte nach meinem Schienbein. „Lass mich los!“ Ich warf sie zu Boden, schlug so lange auf sie ein, bis sie sich nicht mehr rührte. Ich….Ich hatte sie umgebracht? Nein, das konnte ich nicht. Ich müsste sie vergöttern, das habe ich seit ich sie zum ersten Mal gesehen habe. Wieso….nein, ich…genoss das Gemetzel regelrecht. Ich wusste, warum ich es tat, aber mein Kopf befahl mir, das Krankenhaus, in dem die Herztransplantation durchgeführt wurde, anzurufen. „Hallo.“ Ich erklärte, was ich wollte und nach einer beinahe ewig andauernden Warteschleife wurde ich endlich erlöst. „Ihr Herz gehörte einem Mann namens John Zerker. Er…“ Das Telefon rutschte mir aus der Hand. Jon Zerker. Es kam in den Medien. Er war geisteskrank, ein Massenmörder. Berühmt jedoch wurde er, nachdem er mit einem Bauchschuss sterbend am Boden lag. „Ich komme zurück, ihr Bastarde! Das war noch nicht mein letzter Mord!“ Kategorie:Artikel ohne Bilder Kategorie:Geisteskrankheit Kategorie:Tod Kategorie:Mord Kategorie:Geister Kategorie:Mittellang