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  • Die Kleine am Straßenrand
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  • Hallo liebes CP-Forum, nach ein langen Zeit des stillen Lesens hier der Versuch einer eigenen Pasta. Viel Spass beim Lesen, über Rückmeldung(en) freue ich mich :) Prolog: Eine Warnung an die Nachtschicht Das Dorf in dem sie wohnte lag auf meinem regulären Rückweg. Die Straßenschilder zeigten regelmäßig an, dass wir näher kamen, und sie wurde dabei zusehends fröhlicher, ihre trübe Stimmung hellte sich auf, sie lächelte. Die meiste Zeit schwieg sie allerdings, antwortete nur mit Nicken oder Kopfschütteln auf Fragen. Etwas Skurriles lag in der ganzen Szene.
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  • Hallo liebes CP-Forum, nach ein langen Zeit des stillen Lesens hier der Versuch einer eigenen Pasta. Viel Spass beim Lesen, über Rückmeldung(en) freue ich mich :) Prolog: Eine Warnung an die Nachtschicht In der Wachzentrale der Nervenklinik wurde Patient 73 von mehreren Kameras rund um die Uhr bewacht. Er saß bereits einige Tage zur Beobachtung ein, war in dieser Zeit weitgehend unauffällig und wurde nun zur Überraschung des diensthabenden Pflegers ohne konkreten Anlass in dieser Nacht zusehends unruhiger. Der Pfleger stellte eine Sprechverbindung her, was Patient 73 sichtlich erleichtert zur Kenntnis nahm und flehend hinauf in die Kamera blickte. „Lassen Sie mich gehen, oder Sie werden die Konsequenzen tragen müssen!“. Der Pfleger war irritiert, so ein aggressives Verhalten hatte 73 noch nicht gezeigt. Er schmunzelte, da multiple Persönlichkeiten ja sprunghaft wechseln konnten, und ließ sich auf sein Spiel ein. Damit ersparte er sich auch gleich das Lesen der Akte und überbrückte eine Weile den eintönigen Nachtdienst. „Drohen Sie mir etwa?“, fragte er zurück. „Nein, ich bin keine Gefahr für Sie…hören Sie einfach nur gut zu und entscheiden Sie selbst, was besser für Sie wäre“. Ich weiß, es gehört sich eigentlich, sich ordentlich vorzustellen. Doch sind mein Name, Alter und Biografie inzwischen so fern, wie das Leben, dem sie einst angehörten. Das eintönige, fast routiniert langweilige Leben, das ich gerne wieder hätte. Bevor ich Patient 73 wurde. Bevor ich anfangen musste, meine Mitmenschen zu beschützen. Vor einem halben Jahr noch war ich Student in Oldenburg und auf dem Rückweg von einer Uni Party. Es war bereits nach Mitternacht und auf der Landstraße war ich alleine unterwegs. Aus Gründen der Müdigkeit fuhr ich recht langsam und wohl deshalb bemerkte ich überrascht in einer Kurve die kleine Gestalt. Es war ein Kind. Das Mädchen war vielleicht 11 oder 12 Jahre alt. Sie nahm Blickkontakt auf und ich hielt neben ihr an. Als ich das Seitenfenster runterließ und fragen wollte, was sie hier draußen um diese Zeit macht, stieg sie schon von sich aus ein. Sie klang sehr erschöpft, müde und angestrengt. Ihr markantestes Zeichen waren hellrote Haare und ein Sommerkleid mit Blumen darauf, es wirkte etwas altmodisch…zumindest nicht zeitgemäß, nicht so, wie es Mädchen in dem Alter heutzutage trugen. Ich war verblüfft und wusste nicht recht, was ich davon halten sollte. Das Mädchen sah mich direkt an :„Können Sie mich bitte nach Hause bringen?“, fragte sie schüchtern. „Ich will nur endlich nach Hause“, und schaute mich mit wässrigen Augen an. „Hast du gar keine Bedenken, zu einem Fremden ins Auto zu steigen?“, fragte ich sie. Unabhängig von der Tatsache, dass sie sich bereits angeschnallt hatte. Doch das Mädchen hauchte nur leise :„Du bist ein guter Mensch, nicht wie viele andere. Sonst hätte ich mich nicht gezeigt und wäre nicht eingestiegen“. Ich fuhr wieder auf die Straße; irgendwie kam sie mir bekannt vor, aber ich schob es auf eine Verwechslung oder müdigkeitsbedingte Einbildung. Das Dorf in dem sie wohnte lag auf meinem regulären Rückweg. Die Straßenschilder zeigten regelmäßig an, dass wir näher kamen, und sie wurde dabei zusehends fröhlicher, ihre trübe Stimmung hellte sich auf, sie lächelte. Die meiste Zeit schwieg sie allerdings, antwortete nur mit Nicken oder Kopfschütteln auf Fragen. Etwas Skurriles lag in der ganzen Szene. „Ich heiße übrigens Hannah“, sprach mich die Kleine unvermittelt an. Einen Großteil meiner Konzentration brauchte ich um diese Zeit zum Fahren, darum hatte ich noch nicht danach gefragt. Allerdings wurde mir das auch erst in diesem Moment bewusst. „Du bist ein guter Mensch. Hast du Kinder?“. Ich grinste unwillkürlich, da ich häufig jünger geschätzt wurde, als ich tatsächlich war. Offensichtlich hatte Hannah aber einen guten Blick dafür. „Nein, ich bin mitten im Studium, und bin Single…leider“. „Kann ich deine Freundin sein? Ich bin meistens ganz, ganz lieb, kann backen und dich auch vor bösen Menschen beschützen“. Hannah kramte in Ihrer Hosentasche und zeigte mir ein kleines, mit Blutflecken verkrustetes Messer. Ehe ich etwas dazu sagen konnte, steckte sie es auch wieder weg. „Entschuldigung, ich wollte dich damit nicht erschrecken“, sagte sie traurig :„Das begleitet mich schon sehr, sehr lange musst du wissen“, murmelte sie, und begann die Melodie eines mir unbekannten Liedes zu summen. Für einen kurzen Augenblick halluzinierte ich einen dunkelroten Fleck auf ihrem Kleid, auf Höhe des Herzens. Ich blinzelte und die Wunde war verschwunden. Vorsichtshalber öffnete ich das Fenster, und die kalte Nachtluft machte mich für eine Weile wacher und meine stumpfen Sinne schärfer. Ich bereute es, kein Taxi genommen zu haben, überschlug im Kopf die getrunkene Menge Alkohol, atmete tief durch und wählte meine Worte mit Bedacht. Das sollte sich viel später als klug herausstellen. „Ich bin mindestens doppelt so alt wie du…aber befreundet sein geht auf jeden Fall“, zwinkerte ich ihr zu. Das schien sie erst zu irritieren, dann grinste sie nur vielsagend. „Magst du deine Eltern anrufen?“, fragte ich und zog mein Handy aus der Tasche. Doch Hannah schüttelte nur den Kopf. Aus einer Laune heraus wollte ich das Radio einschalten, doch es rauschte nur. Ebenso, als ich versuchte, zumindest eine CD zu starten. Ärgerlich stellte ich fest, dass es nicht funktionierte. Ich warf einen prüfenden Blick auf mein Navi, die Straße, die Hannah mir beschrieb, lag in einem eher schlechten Außenbezirk von Oldenburg, und ich wollte den direkten Weg dahin nehmen. Ganz getreu dem Motto „Schnell rein, schnell raus“. Doch auch mein Navi zeigte sich stumm. Keine Fehlermeldung, keine Signalstörung- einfach „nichts“. Das Gleiche galt für mein Handy. Volle Signalstärke, aber kein Empfang. Verstohlen musterte ich das Mädchen und die beschriebene Wohngegend. Es schien nicht recht zusammen zu passen. Wahrscheinlich war ich ein Fall fürs Bett oder die psychosoziale Beratungsstelle aufgrund des Prüfungsstresses. Zuversichtlich zählte ich auf die „geistige Automatik“- Autofahrer kennen das, kaum eingestiegen und losgefahren, schon ist man da. Außerdem war ich nicht alleine unterwegs, ich musste also sicher am Ziel ankommen. Hannah wurde immer aufgedrehter, als wir schließlich in die Straße einbogen, in der sie laut eigener Aussage wohnte. Sie schien sich auf ihre Eltern zu freuen, als ob sie sie Jahre nicht gesehen hätte. „Ich parkte vor einem schönen Einfamilienhaus auf der linken Seite. Es passte eher zu der Zeit, als der Vorort noch nicht zur schlechten Wohngegend zählte. Die Eltern des Mädchens standen jetzt in der Haustür, kurioserweise hatte ich zuvor weder Licht im Haus noch die Eltern bemerkt, und winkten uns. Ich wandte mich dem Beifahrersitz zu, doch der war jetzt leer- das Öffnen der Tür hatte ich nicht gehört. Ich schaute wieder zurück zum Haus, und sah, wie die zwei Erwachsenen Hannah in ihre Arme schlossen. Dann winkten mir alle drei. Ich schaute zur Gangschaltung, legte den ersten Gang ein, zog die Handbremse an und schaltete den Wagen ab, war im Begriff auszusteigen... als ich wieder hochsah, war das Haus eine Ruine, Hannah und ihre Eltern verschwunden. … [Der Pfleger unterbrach: „Und damit begann Ihr eigentlicher geistiger Verfall?“. Patient 73 schluckte seinen aufkommenden Ärger herunter und setzte seine Erzählung fort]. Ich beschloss daraufhin, aufgrund von Übermüdung nicht weiter zu fahren, die Türen zu verschließen und auf der Rückbank etwas zu schlafen. Im Halbschlaf schließlich erinnerte ich mich an dieses Haus, es stand vor vielen Jahren in der Zeitung. Ich selbst war damals noch ein Kind. Drogensüchtige waren auf Diebestour eingedrungen, um ihre Sucht zu finanzieren. Die Familie wurde dabei umgebracht. Das Mädchen…wurde entführt und in einem Waldstück erstochen aufgefunden, ungefähr dort wo ich sie als Anhalterin aufgenommen hatte. Aus diesem Dämmerzustand zurück in die Realität rissen mich harte Schläge gegen die Tür. Zwei mit Eisenstangen bewaffnete Männer schlugen dagegen. Ich hatte tatsächlich völlig verkannt, in was für einer Gegend ich mich schlafen gelegt hatte. Ein dummer und schlimmer Fehler, aber für meine Angreifer sollte es sich als ein noch schlimmerer herausstellen. Ich sah hinter den beiden die schemenhaften Umrisse eines Kindes und zweier erwachsener Menschen. Dann hörte ich Schreie, die ich weder beschreiben noch wiederholen kann. Ehrlich gesagt, ich wurde ohnmächtig, und erst die Polizeisirene weckte mich wieder auf. Meine Windschutzscheibe war voller Blut…Epilog: „Eine nette Geschichte“, beendete der Pfleger barsch die Erzählung von Patient 73. „Mein Rundgang beginnt gleich, bis nachher“. Damit beendete er die Sprechverbindung. Patient 73 lächelte weiterhin mitleidig in die Kamera und sprach weiter, in der Hoffnung, gehört zu werden. „Ich habe den Geist eines jungen Mädchens zu ihren Eltern gebracht und aus Dankbarkeit für diese gute Tat jetzt meine persönlichen Schutzengel. Hannah hat mir letzte Nacht versprochen, mich hier heraus zu holen. Davon konnte ich sie nicht abbringen. Und dabei ist sie nicht zimperlich“. Hörst du eine Kinderstimme aus dem Nichts eine Melodie summen, wirst du mir etwas Böses getan haben oder es in naher Zukunft vorhaben. Lausche mit Bedacht, denn Hannah spürt Gefahren für mich schneller auf und eliminiert sie, als ich sie bitten kann, davon abzusehen… Kategorie:Artikel ohne Bilder Kategorie:Mittellang