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  • Fallen Angel - Erstes Kapitel: Erste Begegnung
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  • Langsam stand ich auf. Die Welt um mich herum erschien so surreal, so zerbrochen… Die Flammen blieben als ein kleines Licht im Morgengrauen zurück. Trümmer lagen vollkommen verkohlt, bildeten Haufen, die vom Wind davongetragen wurden. Alles war schwarz. Schwarz und zerstört, genau wie meine Seele. Kaum hatte ich einige Schritte von dem verbrannten Gebäude getan, brach ich zusammen. Mit meinen Fingernägeln krallte ich mich mühsam an das tote, verkohlte Gras. Meine Flügel waren eingeklappt und wirkten schwerer auf meinem Rücken, als sonst. Sie erdrückten mich… ☀
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  • Langsam stand ich auf. Die Welt um mich herum erschien so surreal, so zerbrochen… Die Flammen blieben als ein kleines Licht im Morgengrauen zurück. Trümmer lagen vollkommen verkohlt, bildeten Haufen, die vom Wind davongetragen wurden. Alles war schwarz. Schwarz und zerstört, genau wie meine Seele. Kaum hatte ich einige Schritte von dem verbrannten Gebäude getan, brach ich zusammen. Mit meinen Fingernägeln krallte ich mich mühsam an das tote, verkohlte Gras. Meine Flügel waren eingeklappt und wirkten schwerer auf meinem Rücken, als sonst. Sie erdrückten mich… Blut floss erneut in Strömen meinem Gesicht hinunter, während ich versucht war, mich wieder aufzurichten. Doch mit jedem Mal sank ich erneut zu Boden. Durch das dickflüssige Blut in meinen Augen blickte ich verschwommen auf meine Hand. Noch immer klebte „Sever“ auf meiner engelsgleichen Haut. Die Erinnerung an ihn ließ mich innerlich zusammenzucken. Es war, als würde man mir ein verdammtes Brenneisen ins Herz rammen und damit nicht genug, die Stiche immer und immer wieder wiederholen, bis mein Herz zu bluten anfing und das Fleisch langsam, Stück für Stück von einem Schwarz umgeben wurde, dass selbst die Farbe meiner Flügel übertraf. Weinend lag ich auf dem Boden. Meine eine Hand auf meine Brust gepresst, begann ich mich unwillkürlich an jene Zeit zu erinnern, zu der ich auf ihn, meinen Geliebten, zum ersten Mal traf… Vor der Schlucht, die in die Unterwelt führte, blieben wir stehen. Meine Hände waren mit Handschellen gefesselt, sodass ich nicht die Möglichkeit hatte, mich zu befreien und fortzulaufen, aber diese Möglichkeit hatte ich schon längst abgesehen. Mir war von nun an bewusst, dass ich nicht länger der Gehilfe Gottes sein wollte und konnte. Nein, von nun an war ich der Sklave des Teufels. Mit einem Ruck hatten die Wächter mir meine schönen, weißen Flügel entrissen, die so seidenweich auf meiner Haut gewirkt hatten und stießen mich hinunter in die tiefe, schwarze Schlucht. Während ich fiel spürte ich, wie mein Körper anfing, sich zu verändern. Meine schönen, glänzenden Zähne wurden zu rauen Reißzähnen, meiner Haut wich jeglicher Farbe und sie verwandelte sich in ein totes, kaltes Blass. Auf meinem Rücken wuchsen, nein stachen, neue Flügel hervor. Die Schmerzen, die ich zu diesem Zeitpunkt verspürt hatte, waren unbeschreiblich gewesen. Es fühlte sich an, als stünde mein Rücken in Flammen. Nicht zuletzt veränderten sich auch meine goldenen, lockigen Haare in ein tristes Schwarz, das sie leblos an meinem Körper hängen ließ. Mit einem dumpfen Knall landete ich mit meinem Gesicht frontal auf einem kalten, gekachelten Boden. Blut floss aus meiner Nase und bildete kleine, rote Pfützen auf den Boden. „Na, wer bist du denn?“, vernahm ich eine tiefe, verzerrte Stimme unmittelbar in meiner Nähe. Meine Augen weiteten sich, als ich ihm in seine leuchtend roten Augen blickte. „Du musst der Teufel sein…“, flüsterte ich kaum hörbar, leise und verharrte bei seinem Anblick. Er war vollkommen anderes, als uns Engel immer weisgemacht worden war. Er hatte nicht diese sagenumwobenen Hörner auf dem Kopf oder besaß Ziegenhufen samt Schwanz, im Gegenteil: Er war ein vollkommenes Abbild der Schönheit. Seine bleiche Haut glich beinahe der meinen und sein schwarzes, zu einem Scheitel gekämmtes Haar, glich dem meinem. Er lächelte nun leicht und beugte sich zu mir vor: „Genau genommen ist mein Name Sever. Und du bist…?“ „Elina,“ antwortete ich strahlend. Kurz darauf reichte er mir die Hand und half mir beim Aufstehen. „Es freut mich dich kennenzulernen, Elina.“ Sein Lächeln wurde nun breiter und mir wurde sofort warm ums Herz. Ich wusste nicht, wieso oder woher, aber auf einmal war mir klar, dass ich Sever, obwohl ich ihn erst seit kurzem kennengelernt hatte, vertrauen konnte und zugleich entwickelte ich ein seltsames Gefühl in meinem Inneren, so als ob mein Herz jeden Moment explodieren würde… Seit ich mich Sever angeschlossen hatte, hatte ich mich stets darum bemüht, Alles von ihm zu lernen, was er mir erzählte und beibrachte. Solange er an meiner Seite war, fühlte ich mich glücklich, glücklicher als ich es als Engel gewesen war, doch irgendwann kam der Zeitpunkt, an dem er mich verließ, dies jedoch ohne ersichtlichen Grund. „Elina, ich muss für einige Tage verreisen“, hatte er mit einem seltsam freudigen Klang in seiner Stimme verkündigt. „Aber ich werde bald zurück sein und bis dahin wird Damon auf dich Acht geben und dir alles andere lehren, was ich dich noch nicht gelehrt habe.“ Trauer breitete sich aus unerklärlichen Gründen in meinem Körper aus, es fühlte sich so an, als würde mein Herz zerspringen… Dieser Schmerz, der mich für einen Moment daran hinderte, einen klaren Gedanken zu fassen und weiterzusprechen, vergeudete mir die Chance, ihn noch aufzuhalten, bevor die große, schwarze Tür ins Schloss fiel. Was war nur mit mir los gewesen? Warum waren meine Gefühle und Gedanken nur so durcheinander? „Weil du in ihn verknallt bist“, vernahm ich eine junge Stimme neben mir. Damon. Er war der Sohn Severs gewesen und ein Quälgeist noch dazu. Gerade, wenn ich die Macht der dunklen Künste erlernen wollte und dabei Sachen falsch machte, meckerte er mich immerzu wegen meinen Fehlern an und vermittelte mir das Gefühl, ich wäre nutzlos hinsichtlich als Gefolge des Teufels. Aber da irrte er sich. Für Sever würde ich nahezu alles tun. Selbst töten. Ich ignorierte Damon und begab mich in Richtung der großen, schweren Holztür. „Was hast du vor, Elina?!“, brüllte er mir nach. „Der Meister sagte, wir dürfen seinen Standort nicht verlassen. Außerdem bist du noch nicht erfahren genug, um in das Reich der Menschen einzudringen!“ Lächelnd drehte ich mich zu meinem Kollegen um. „Das Reich der Menschen, dort ist er also, ja?“, wiederholte ich und entfachte meine schwarzen, blutigen Federflügel. Damon sagte kein weiteres Wort, stattdessen beobachtete ich, wie seine bleiche Haut dahin schmolz und sich seine andere wahre Gestalt zeigte: Dark Soul. Meinem Lächeln wich einem Grinsen. Dark Soul mag zwar sehr stark sein, doch in der Luft konnte er mir nichts anhaben. So stieg ich empor und hinterließ einen blutigen Schleier aus Blut, während ich, fröhlich lachend über meinen Sieg, durch eines der offenen Fenster flog und eine wütende, von Hass zerfressene Seele zurückließ. Das tiefe Knurren, das womöglich aus seiner Brust kam, hallte noch nach mehreren Kilometern Entfernung in meinen Ohren nach. Mit meinen glühend roten Augen suchte ich die mir fremde Gegend ab. Das muss das Reich der Menschen sein, dachte ich. All die Häuser, an denen ich vorbei flog, wirkten gewöhnlich und vom Baustil eher modern, als unser Standort oder der des Herrn über uns. Plötzlich vernahm ich einen klaren, schwarzen Punkt unter mir. Das musste Sever sein! Am liebsten wäre ich sofort zu ihm hingeflogen und hätte ihn gebeten, kehrtzumachen und zu uns zurückzukommen. Zu mir und Damon, doch durfte ich nicht vergessen, wo ich mich befand und dass die Menschen mich sonst erkennen würden… Jedoch fiel mir ein, dass mir Sever mal erklärt hatte, dass unsere Gestalt sich automatisch der der Menschen anpasste, sobald wir uns in ihrer Nähe befanden. Ich zögerte nicht lange und landete unbemerkt hinter einem Baum in einem Park, wo sich sowieso nicht allzu viele Menschen befanden, zumindest nicht in der späten Nacht. Meine Flügel waren verschwunden und auch mein Aussehen ähnelte nun mehr einem Menschen. Plötzlich hörte ich Schritte. Mit jedem Mal wurden sie immer schneller. Instinktiv versteckte ich mich hinter dem Baum, als ich sah, wer geradewegs an mir vorbeigelaufen war. Es war niemand anderes als der Teufel, den ich insgeheim anhimmelte. Sein Aussehen hatte sich kaum geändert, nur das seine sonst so bedrohlich wirkenden, roten Augen einem natürlichen Smaragdgrün wichen, was ihm irgendwie besser stand, als die Anderen. Aufmerksam lauschte ich seinen Worten, während er in einer schönen und sanften Stimme sprach: „Wie geht es dir, meine liebe Rebecca? Und was ist mit dem Baby?“ Mir stockte der Atem. Baby? Welches Baby? Hieß es etwa das er und diese Rebecca…? Ein erschöpftes und zugleich schmerzvolles Stöhnen kam von der Frau aus. Es dauerte eine Weile, bis sie weitersprach. Ihre Stimme klang rau und überhaupt nicht gesund, so als ob ihr jedes einzelne Wort, das sie sagte, viel Anstrengung kostete: „Liebling, das Baby, es… raubt mir in letzter Zeit so viel Kraft… Es ist so anstrengt, das zu tun, was ich möchte. Treppenlaufen fiel mir früher leicht, doch jetzt, wo es immer weiter wächst, habe ich das Gefühl, dass es immer mehr meiner Lebenskraft entzieht… Es klingt komisch und vielleicht hältst du mich für verrückt, wenn ich dir das sage, aber… Ich habe so langsam das Gefühl, als wäre dieses Kind kein Mensch, das in meinem Leib heranwächst…“ Als ich meine Augen öffnete, bemerkte ich, dass das Gras nach Blut roch. Ich musste mich in den Schlaf geweint haben… Die Flüssigkeit, die von meinem geliebten Sever übriggeblieben war, war nun auch nicht mehr auf meiner Hand zu sehen. Er war nun vollkommen aus meinem Leben verschwunden… Ein stechender Schmerz setzte erneut in meiner Brustgegend ein, als ich mich nun aufrichtete. Gerade, als ich gehen wollte, hörte ich eine seltsam verzerrte Stimme hinter mir, die der von meinem Teufel sehr ähnlich war: „Tut weh, die Wahrheit zu erfahren, nicht wahr?“ Hier geht's weiter zum letzten Kapitel: ☀