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  • Night of Crimes III - Freunde
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  • Dieses Blut... es klebte überall. An den Büschen, der Leiche selbst und an der fremden, menschenähnlichen Kreatur, die mitten in der Bewegung wie zu Eis erstarrt war. Sie hatte dem Mädchen und dem Vampir immer noch den gestachelten Rücken zugewandt, sodass sie ihr Gesicht nicht sehen konnten. "...Wer bist du?!", fragte Vladimir schließlich, um das entsetzte Schweigen zu brechen. Doch er erhielt keine Antwort. "Das kann sein", meinte der Vampir und stellte der Kreatur seine Frage daraufhin in der Dämonensprache, die in der Unterwelt und an vielen anderen, ähnlichen Orten weit verbreitet war.
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  • Dieses Blut... es klebte überall. An den Büschen, der Leiche selbst und an der fremden, menschenähnlichen Kreatur, die mitten in der Bewegung wie zu Eis erstarrt war. Sie hatte dem Mädchen und dem Vampir immer noch den gestachelten Rücken zugewandt, sodass sie ihr Gesicht nicht sehen konnten. "...Wer bist du?!", fragte Vladimir schließlich, um das entsetzte Schweigen zu brechen. Doch er erhielt keine Antwort. "V-vielleicht versteht er uns n-nicht", flüsterte das Mädchen stockend. Ihr ohnehin schneeweißes Gesicht war inzwischen noch blasser geworden und sie konnte ihren Blick nicht von der grausam entstellten Leiche abwenden. "Das kann sein", meinte der Vampir und stellte der Kreatur seine Frage daraufhin in der Dämonensprache, die in der Unterwelt und an vielen anderen, ähnlichen Orten weit verbreitet war. Diesmal schien das Wesen zu reagieren, denn es drehte sich vorsichtig um und musterte die beiden Fremden, die es bei seiner Mahlzeit gestört hatten und nun erstaunt betrachteten. Doch es gab immer noch keine Antwort von sich. "Lass mich mal probieren", meinte das Mädchen schließlich zum Vampir, der sie verwundert anstarrte. Sie fasste ihren ganzen Mut zusammen und kniete sich auf den weichen, erdigen Boden, um mit der Kreatur auf einer Augenhöhe zu sein. "Hör mal", begann sie vorsichtig, "Wir sind keine Menschen. Du kannst uns vertrauen!" "Und Menschen etwa nicht, oder was?!", unterbrach Vladimir sie spöttisch, doch der Blick, den sie ihm zuwarf, brachte ihn augenblicklich zum Schweigen. "Bitte sag uns, wer du bist", flüsterte das Mädchen freundlich, als es sich wieder der Kreatur zugewandt hatte, und ihre Blicke trafen sich für einen Moment. Erst jetzt fiel ihr auf, dass das Wesen einen stellenweise blutbespritzten Menschenschädel als Maske trug, und fragte sich, wie wohl sein richtiges Gesicht aussah. "BoneEater", murmelte es schließlich, doch seine Stimme klang misstrauisch. "Ich heiße Vladimir", meinte der Vampir lächelnd, doch das Wesen schien ihn nur am Rande wahrzunehmen. Seine Sinne waren vollkommen auf das fremde Mädchen konzentriert. "Wie heißt du?", fragte er langsam, als würde ihm das Reden etwas Schwierigkeiten bereiten. Das Mädchen wollte ihm eigentlich erklären, warum sie ihm ihren Namen nicht sagen konnte, doch das würde er vielleicht nicht verstehen. Also beschloss sie einfach, sich einen Ersatznamen auszudenken. "Du kannst mich ruhig Stella nennen", meinte sie lächelnd. "Was?!", stieß Vladimir fassungslos hervor, "Ich dachte, du darfst niemandem deinen N-" "Es ist ja auch nicht mein richtiger Name, du Pappnase", zischte sie genervt, "aber irgendwie muss er mich doch ansprechen können!" "Und ich etwa nicht?!" "Doch, du auch", presste Stella zwischen vor Genervtheit zusammengebissenen Zähnen hervor, und drehte sich wieder zu BoneEater um. Der hatte inzwischen damit begonnen, die Arm- und Rippenknochen seiner Mahlzeit sorgfältig von Blutresten zu säubern und neben sich auf einen kleinen Stapel zu legen. Stella war kurz davor, sich zu übergeben. "So", meinte sie schließlich, als sie den Gestank von Blut und Verwesung nicht mehr länger ertragen konnte, und stand auf. "Ich geh dann mal. Wollte ja noch einen guten Freund treffen..." "Moment - du willst einfach so gehen?!", fragte Vladimir irritiert und starrte sie an. "Ja, genau das will ich", antwortete sie ungeduldig, "Du kannst ja mitkommen, wenn du möchtest." "Und was ist mit ihm?", fragte der Vampir und deutete auf BoneEater, der von ihrem Gespräch offenbar nichts mitbekam. "Der kann auch mitkommen, wenn er Lust hat. Aber nur ohne sein... Essen!" Stella sprach das letzte Wort absichtlich angeekelt aus. Vladimir fragte BoneEater, ob er sie begleiten wolle, und er stimmte zu. Währendessen war Stella bereits losgegangen, um den für sie unangenehmen Gestank so schnell wie möglich hinter sich zu lassen. Vladimir machte der Abstand zu ihr nichts aus, denn so konnte er die Gelegenheit nutzen, BoneEater etwas auszufragen. "Woher kommst du eigentlich?", wollte der Vampir wissen, während er neben der Kreatur durch das dichte Gras spazierte. Diese zuckte zu seiner Überraschung nur mit den Schultern. "Weiß nicht mehr." "Warum denn?", hakte Vladimir verwundert nach, stieß damit aber nur auf eine Mauer des Schweigens. Vielleicht hat er ja Amnesie, überlegte er, und merkte dabei nicht, dass Stella plötzlich angehalten hatte und nun direkt vor ihm stand. Ein dumpfer Knall ertönte, als Vladimir aus Versehen gegen ihren geflügelten Rücken stieß und das Mädchen damit zu Fall brachte. "Kannst du denn nicht aufpassen?!", schimpfte sie verärgert und rappelte sich wieder auf. "Tut mir Leid", murmelte Vladimir beschämt - und starrte im nächsten Moment fassungslos auf das, was sich einige Meter vor Stella befand. Es war ein Geist. "Wer...?!", begann der Vampir stockend, doch das Mädchen unterbrach ihn schief lächelnd. "Ich hab doch gesagt, dass ich mich mit einem guten Freund treffen wollte." Sie trat zur Seite, sodass der Geist, bei dem es sich um einen kleinen Jungen handelte, den Vampir und BoneEater sehen konnte. Er schien keine Angst vor ihnen zu haben, denn er starrte sie ausdruckslos mit seinen großen, trüblich weißen Augen an. Zuerst dachte Vladimir, der Kleine wäre blind, doch dann bemerkte er, wie er blinzelte und seine kaum erkennbaren Pupillen jeder kleinsten Bewegung folgten. "Darf ich vorstellen:", meinte Stella und deutete auf den Geisterjungen an ihrer Seite, "Das ist Louis."