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  • Franziskas Mann
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  • Das Piepen eines Handys zieht meine Aufmerksamkeit auf sich, als ich mich setze. Nachdem ich mich kurz umschaue, entdecke ich es auf dem Sitz zu meiner Rechten. Ohne zu zögern hebe ich es hoch. Bei dem Smartphone handelt es sich um ein modernes, recht edles und sicherlich auch teures Modell. Es liegt gut in der Hand, das schwarze Gehäuse ist glatt und fühlt sich geschmeidig an. Der Bildschirm ist penibel gesäubert und frei von fettigen Fingerabdrücken. „Sie haben eine neue Nachricht“, steht auf dem Display. Neugierig öffne ich die SMS. „Wo bist du jetzt? Wir wollen doch um sechs essen.“
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  • Das Piepen eines Handys zieht meine Aufmerksamkeit auf sich, als ich mich setze. Nachdem ich mich kurz umschaue, entdecke ich es auf dem Sitz zu meiner Rechten. Ohne zu zögern hebe ich es hoch. Bei dem Smartphone handelt es sich um ein modernes, recht edles und sicherlich auch teures Modell. Es liegt gut in der Hand, das schwarze Gehäuse ist glatt und fühlt sich geschmeidig an. Der Bildschirm ist penibel gesäubert und frei von fettigen Fingerabdrücken. „Sie haben eine neue Nachricht“, steht auf dem Display. Neugierig öffne ich die SMS. Nachricht von Franziska: „Schatz, wo bleibst du? Du solltest doch die Kleine vom Kindergarten abholen.“ Ich sehe mich ein wenig um, bis mein Blick an einem Aktenordner hängenbleibt. „Tut mir wirklich leid, meine Liebe. War heute so richtig stressig im Büro“, schreibe ich, während ich durch den Hefter blättere, „Dieser verdammte Ochse von einem Chef hat mich wieder Überstunden schieben lassen.“ Fast sofortig kommt eine Antwort: „Schon gut, ich hab unsere Tochter inzwischen selbst eingesammelt. Aber du hättest anrufen können.“ „War beschäftigt“, gebe ich knapp zurück, als ich den Ordner wieder schließe und beginne, mich ein wenig genauer mit dem Handy zu beschäftigen. Beim Durchsehen der Kontakte bekomme ich erneut eine Nachricht: „Wo bist du jetzt? Wir wollen doch um sechs essen.“ „Was kochst du denn Feines?“, frage ich interessiert nach. „Steak, Kartoffeln und Gemüse. Also beeil dich lieber, sonst bleibt nachher nichts übrig.“ Ah, das hört sich wirklich gut an, denke ich mir. Bestätigt werde ich von einem hungrigem Magenknurren. Es kommt mir so vor, als hätte ich seit Jahren nichts Vernünftiges gegessen. „Schatz, das ist fantastisch“, tippe ich begeistert, „lass was für mich da, ich beeile mich ja schon.“ Während ich auf ihre Antwort warte, durchwühle ich die Fächer, die sich in meiner Reichweite befinden und fördere Portmonee mit Führerschein und Ausweis, sowie einige Dokumente und Rechnungen zutage, bis ich eine Flasche Wasser finde und erleichtert einen Schluck trinke. Nachdem ich meinen Durst gelöscht habe, kann ich mich endlich vollkommen auf das Gespräch konzentrieren. Noch ehe ich dazu komme, das Getränk wegzulegen, höre ich erneut den lauten Signalton und widme mich wieder dem Handy. „Ach, schleim nicht so rum. Ich weiß ja, dass meine Kochkünste absolut perfekt sind.“ Ich lache leise, dann schreibe ich: „Und, wie war dein Tag?“ „Es ist etwas vorgefallen... Ich hab im Laden von Monika gehört, dass dieser zwielichtige Mann gestern wieder gesehen wurde. Er soll sich angeblich im Wald herumtreiben und wird inzwischen sogar polizeilich gesucht. Das macht mir Sorgen. Was ist, wenn unsere Kleine diesem Typen in die Arme läuft?“ „Hey,“, versuche ich sie zu beruhigen, „der wird sicherlich nicht so blöd sein und vor dem Kindergarten herumrennen. Mit ihr ist doch alles in Ordnung, oder?“ „Ja, natürlich. Sie spielt gerade oben mit ihren Puppen.“ „Na siehst du? Kein Grund zur Beunruhigung“, bestätige ich sie. „Komm trotzdem so bald du kannst wieder, Hans.“ Ich nicke leicht und beende das Gespräch: „Ich fahre sofort los. Ich liebe dich, Franziska.“ Der Schlüssel steckt noch und ich starte den Motor des schönen Sportwagens, auf dessen bequemen Ledersitz ich beinahe hätte einnicken könnte. Aber ich habe schließlich ein Steak zu essen und andere Dinge zu erledigen. Bald darauf verlasse ich den kleinen Waldweg und befahre die Hauptstraße. Das Handy stecke ich in meine Tasche, da er es jetzt bestimmt nicht mehr gebrauchen kann. Und dann fahre ich in freudiger Erwartung zu der Adresse, die ich zuvor auf Hans Römers Personalausweis gelesen habe.